Bewertung | 6/6 Pommesgabeln |
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Label | AFM Records |
Releasedatum | 18. November 2011 |
Oz - Burning Leather
1. Oktober 2012, 00:22 - afm, oz, review - geposted von DocDesastroLiebe Schergen, es ist mir wieder einmal ein großes Vergnügen, über einen Silberling zu reden, der den Weg in unsere Redaktion gefunden hat. Diemal kommt die Scheibe aus dem Hause AFM Records und ist von der Band Oz. Die Band wurde 1977 in Finland gegründet und hatte sich 1991 wieder aufgelöst. 2010 kamen sie wieder mit neuem Lineup zurück, bereit, noch mal zu zeigen, was sie draufhaben. Das aktuelle Lineup besteht aus: Mark Ruffneck (Pekka Mark) an den Drums, J.C. Blade (Jukka Homi) am Bass und der Schreibfeder, Ape Ter Martini (Tapani Hämäläinen) am Mikro sowie Costello Hautamäki und Markku Petander an der Streitaxt. Michel Santunione hat für das Album einige Gitarrensoli beigesteuert.
Das Album sieht schon mal recht vielversprechend aus. Eine brennende Hand im Lederhandschuh, die sich gen Himmel reckt. Ob der Name da Programm ist? Hören wir doch mal rein! Oho! Entnimmt man die Scheibe, wird in der CD-Box besagte Hand noch mal sichtbar - und sie macht das Zeichen der Pommesgabel! Seeehr nett!
Der erste Track Dominator startet gleich wie die Zündung eines Motors - mal ne echte Bombe auf die Gehörgänge. Die Riffs nehmen einen sofort auf eine Reise zurück in die gute alte Zeit des Metal - als noch niemand an Nu Metal dachte und Castingshows noch ein Grund waren, dass der Programmchef jemanden, der Idee dazu hätte in die geschlossene Anstalt einweisen ließ. Stilistisch würde ich sagen: Man nehme Judas Priest, frühe Iron Maiden und Saxon, rühre gut um und Ihr seid ungefähr dort, wie dieser Song klingt. Veteranen wird dieser Song definitiv vor Rührung die Pipi in die Augen treiben. Er klingt...klassisch, voller Leder und Chrom - wenn Ihr versteht, was ich damit meine. Nach 3 Minuten ist er leider wieder vorbei.
Searchlights schliesst sich stilistisch dem Vorgänger an. Oz denken gar nicht daran, das Tempo rauszunehmen. Die Band macht auch hier keine Experimente. Klarer Riff, durchgängiger, prägnanter Beat und ein sauber performtes Solo. Dazu gebe man noch sauberen Gesang und voilá - fertig ist ein Track, den ich gerne auf der Autobahn im Auto hören würde.
Let sleeping dogs lie - also "Schlafende Hunde soll man nicht wecken" - das ist der Name des nächsten Tracks. Sehr weise Worte - aber wie klingen sie? Die Antwort lautet: sehr gut! Dieser Track ist meiner Meinung nach live sehr gut zu hören. Der Refrain ist sehr einfach mitzusingen und auch sonst macht der Track Laune zum Headbangen. Auch hier bleibt die Band ihrer Linie treu. Trotzdem klingt dieser Song anders als die beiden vorherigen.
Nach etwas mehr als 4 Minuten ist der nächte Track dran.
"Fire in the Brain" heisst er. Hier beweist die Band wiederum, dass es für ein gutes Lied ein recht einfaches Grundrezept gibt: Metal, Metal und vielleicht noch eine Prise Metal zum abschmecken. Es fällt langsam auf, dass wenn man die Alben von anderen Bands daneben hört sicherlich heutzutage der Stil auf deren Scheiben variiert wird, es werden Konzepte getestet. Oz scheinen soetwas nicht nötig zu haben - die ziehen ihr Ding einfach durch - und Doc sah, das es gut war.
Seasons in the Darkness öffnet langsamer als die Songs. Dafür hängt an diesem Lied direkt etwas mehr Blei als an den Vorgängerstücken. Dieser Song ist eine gute Chance, dem Nacken eine Pause zu gönnen und statt dessen die Pommesgabel gen Himmel zu recken und einen Schluck Bier zu nehmen. Ich würde dem Song nicht unbedingt Balladen-Charakter unterstellen, aber er geht schon in die Richtung. Der Song ist einfach nur...heavy - ja, das trifft es. Bislang bin ich SEHR zufrieden mit dem, was ich gehört habe.
Turn the Cross Upside Down - als ich dieses Lied zum ersten Mal eingeschaltet habe, ging es mir durch den Kopf "Hey? Sind das Maiden??". Verwechslungen sind da mit Sicherheit möglich. Aber ein kurzer Blick auf das Album riss mich in die Realität zurück. Nun ist es erstmal keine Schande, wie eine lebende Legende zu klingen, aber zur Verteidigung muss man sagen, dass es Oz selber lange genug gibt, um sich jedwede Plagiatsvorwürfe in seinen verchromten Hintern schieben zu können. Und dem Kenner wird ersichtlich, dass Iron Maiden viele ihrer Lieder primär für den Bass geschrieben haben. Dies ist hier nicht der Fall. Aber dennoch: Parallelen sind da. Sehr hörenswertes Stück.
Burning Leather - der Track, nach dem das Album benannt ist, ist als nächstes dran. Man fühlt sich hier irgendwie an "Breaking the Law" von Priest erinnert - zumindest reagiert mein krankes Hirn so auf diesen Song. Da sagt sich der DJ in mir "Ok, das kannste gleich darauf spielen, Junge - klingt fett!". Wenn es einen Gott des Metals geben würde, dann wäre dieser Song eine nette Hymne für Ihn - ich würde ihn zumindest ins Gesangsbuch aufnehmen. "Burning Leather, hungry Flames - live forever, won't be tamed" - Amen, Brüder sag ich da nur!
Der nächste Song Gambler - den würde ich auch gerne stilistisch in die Richtung "klingt wie Judas Priest zu besten Zeiten" einordnen. Das hier gespielte Solo ist ein echter Ohrenschmaus. Der Fan schreit beim Hören nach mehr - und Oz geben es ihm! Der Gambler spielt ein Glücksspiel, aber Oz können mit diesem Track nur gewinnen.
Enter Stadium ist Track 9 von 11 und - Oh mein Gott - wieso blinkt bei mir im Kopf das Schild "Defenders of Metal"??? Böses Hirn! Dieser Song hat sicherlich einen gewissen Groove und eignet sich sicherlich vorzüglich für Liveauftritte. Ich kann mir die Fans schon vor dem inneren Auge vorstellen. Ein Bein stampft rythmisch mit, die Faust/das Feuerzeug gen Himmel und chorales Mitsingen. Der Song hat echt das Potenzial, live ein Kracher zu sein. Eine echte Hymne, die besingt, wie toll es doch ist, Musiker zu sein und für die tobende Menge da unten vor der Bühne zu spielen.
Total Metal dagegen dreht wieder an der Geschwindigkeitsschraube - und zwar nach oben. Man merkt einfach, die Band hat den Geist der NWOBHM förmlich in sich aufgesogen. Ein sauber produziertes Stück ohne Schnörkel, aber dafür wieder mit einem schönen Solo.
Third Warning ist der letzte Track dieses wohlklingenden Silberlings. Die letzte Chance der Band uns doch noch zu enttäuschen uuuuund: nö, auch dieser Track ist gut gelungen und schmiegt sich sehr gut in den Gesamteindruck ein.
Man ist ein wenig traurig, dass der Spass schon nach 42 Minuten zu Ende ist. Aber es juckt einen wirklich in den Fingern, seine Plattensammlung nach Iron Maiden, Saxon und Judas Priest zu durchsuchen und einfach auf diesem Hochgefühl weiterzuschwimmen. Und wer diese Epoche verpasst hat, weil er zu jung ist, der möge sich auf die Bands besinnen, ohne die moderner Metal nicht möglich wäre. Auch Oz gehören definitiv dazu.
Was soll Doc nun zu diesem Werk sagen?
Also, auf der Scheibe wird auf einem Aufkleber geworben: "A must have for Fans of Judas Priest and Saxon". Das kann ich nur unterstreichen. Wer diese Art von Musik mag, wird Oz lieben. Das Album ist sehr sauber wie auch professionell produziert und klingt wirklich sehr gut. Eine Scheibe, auf der alle 11 Tracks brauchbar sind. Keine Filler, keine verschnörkelten Intros, keine B-Tracks. Der Kunde kriegt puren Hörgenuss. Das Artwork ist mehr als nur angemessen - der Künstler "Hiko" hat es geschafft, den Geist der Epoche graphisch umzusetzen. Der Preis? Hmm, ich habe das Album im Handel für 17,99€ über die Ladentheke gehen sehen. Obere Schmerzgrenze würde ich sagen, aber heutzutage ja leider normal. Dafür bekommt man aber genug Leistung für sein Geld. Es ist sicherlich kein Fehlkauf. Ich gebe diesem Werk 6 von 6 Pommesgabeln - das ist eine Scheibe, die jeder zumindest einmal gehört haben sollte. Einfach nur episch! Danke auch an Susanne von AFM Records, die uns den Silberling zur Überprüfung schickte.
Kaufempfehlung für Freunde von: Judas Priest, Saxon, Iron Maiden und NWOBHM