Bewertung 5/6 Pommesgabeln
Genre Rockabilly / Rock'n'Roll
Label Wolverine Records
Releasedatum 25. November 2011
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Graveyard Johnnys - Songs from better Days

1. Oktober 2012, 00:35 - wolverine-records, graveyard-johnnys, review - geposted von Janus

Heute widmen wir uns mal einem für uns doch eher exotischem Klanggefüge. Die Graveyard Johnnys spielen Rock n Roll / Rockabilly. Für einen Typen wie mich, der üblicherweise eher Krawallmetall, oder komplett konträr Balladen lauscht, ist das Genre... nun... nicht alltäglich, um das vorsichtig zu formulieren. In Folge dessen, war meine Skepsis erstmal groß. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Nun, gefressen hab ich es, und wie es mir gemundet hat, erfahrt ihr dann im Verlauf dieses Reviews.

Wer selbst mal lauschen möchte, wie sich die Graveyard Johnnys so anhören, der sollte diesem Link hier folgen und sich einfach mal umsehen. Dort gibt es unter anderem auch noch einige Tour-Dates.

Dann mal los... Song Number One - "Won't back out":
Groovet direkt los. Klingt wie die Stones mit zeitgemäßem Equipment ausgestattet. Rundes Riffing, satter Bass, klasse Unterstützung durch die Drums - und dazu eine halb schroffe, raue aber starke Stimme. Solider Einstand würd ich mal sagen!

Weiter gehts mit "Cherylane"...
Dieser Track ist ziemlich drum-lastig und rockt auch direkt los. Die Gitarren haben ein schönes Intermezzo und auch der Bass tut sich nett hervor. Im Text geizt man nicht mit bösen Worten - ja, Rock n Roll in Reinkultur, der sich schön zum Ende hin steigert.

Track 3 ist "Put your Money Down"
Knackige Drums wechseln sich mit kleinen geradezu fröhlichen Interludes ab. Gute Laune macht sich breit und die Gitarren singen schön. Immer wieder Breaks, die die Stimmung wechseln. Zumindest kommt keine Langeweile auf!

Bei Song 4 - "Never get me" - handelt es sich um das bisher ruhigste Stück, doch auch hier treiben die Drums den Song vor sich her - das Riffing passt hervorragend und die raue Stimme des Fronters findet sich wunderbar in dem Song ein. Zur Mitte hin gibt es ein längeres instrumentales Interlude mit schöner Klimax bis zum letzten Einsatz durch den Sänger zurück zum Hook.

Halbzeit mit "Dancefloor of Death". Wieder treibt der Mann an den Drums den Song voran, die Gitarren riffen und grooven ordentlich mit. Später im Song gibts auch noch ein knackiges Solo. In den nicht mal 2 Minuten kann man sich über mangelndes Tempo auch nicht beschweren. Ein guter Rock Song dauert eben auch nicht länger als 2 Minuten!

Bei "Bong on Captain!" wird es fast schon funky. Im Vergleich zu den vorigen Songs ist das Tempo eher moderat und bremst im Verlauf des Liedes sogar weiter ab, mit einem schönen Lead-out, welcher wieder leicht das Tempo anzieht. Die Stimme passt hier wunderbar ins Klangbild, es kommt tatsächlich ein bisschen Seefahrer-Feeling auf.

"Hallucination Road" ist wieder ein Song, der von den treibenden Drums lebt. Hier wirken allerdings die Riffs der Gitarren ein bisschen härter, wenngleich auch ein wenig dissonant, was beim Titel des Tracks aber auch durchaus so gewollt sein dürfte.
Davon ab passt es auch hervorragend. Zur Mitte des Tracks hin gibt es einen Break, das Tempo bricht deutlich ein. Instrumental macht sich ein Gefühl von Grusel breit, bis zum Schluss ein erneuter Break wieder zum vorangegangenen Groove zurückkehrt.

Auch beim achten Track - "Poor You" - treibt der Beat der Drums, die Gitarren riffen kräftig mit und der Bass grooved. Kleine Echo-Effekte runden den Gesang ab. Erneut solide abgewickeltes Stück Musik.

"The Wasted" wirkt ein bisschen rotzig, aber auch wehmütig. Obwohl die Instrumente wieder treiben, wird das Lied klar vom Gesang getragen. Zur Mitte des Songs gibt es wieder einen Break, das Tempo reduziert sich - und es fließen ska-ähnliche Klänge ein. Später zieht das Tempo zwar wieder an, aber der getragene und wehmütige Eindruck bleibt erhalten. "We, the Wasted, are born to be alone..."

Oha, ein ungewöhnlicher Einstieg in den vorletzen Track des Albums. Harte Riffs knüppeliger Bass, verzerrte wütende Vocals und gewohnt treibende Drums. Weg von der Wehmut - hin zum Zorn. Es setzt sogar noch ein nettes kleines Solo. Danach gibt es eine kleine Wutpause, bis der Refrain sich erneut wuchtig erhebt. Die Lead-Gitarre surrt am Ende noch ein mal schön auf. "Torture Me" hat mich definitiv nicht gefoltert.

Den Abschluss macht ein Cover-Song. "Radar Love" von Golden Earring ist ein Klassiker, zweifelsohne. Diese Adaption besticht durch treibendere Drums, das Tempo wurde deutlich angezogen, die Vocals sind kräftiger, wütender - überzeugender. Die Gitarren brummen und schreien ordentlich. Der Bass hat es bei der ganzen Pracht schwer durchzukommen, aber wenn man genau lauscht, kann man ihn wummern hören. Hier wird überzeugend Rock n Roll nicht nur gespielt - sondern zelebriert.


Tracks:

  1. We wont back out (2:39)
  2. Cherylane (2:17)
  3. Put your Money down (1:32)
  4. Never get Me (3:24)
  5. Dancefloor of Death (1:48)
  6. Bong on Captain! (2:28)
  7. Hallucination Road (3:01)
  8. Poor You (1:59)
  9. The Wasted (4:10)
  10. Torture Me (2:59)
  11. Radar Love (4:54)

Gesamtspielzeit: 31:11 Minuten


Fazit:

Also wenn man etwas über die Graveyard Johnnys sagen kann, dann, dass sie ihren Stil auf diesem Album sicher und fest eingestampft haben. Der Sound ist ordentlich abgemischt, grooved und rockt sich geschmeidig durch den Gehörgang. Man kann in einigen Songs klar und deutlich den Rock n Roll ... ja... geradezu fühlen. Sogar das Cover wirkt nicht wie stumpf nachgespielt, sondern ist dem band-gegebenem Groove verfallen.

Leider ist die größte Stärke des Albums auch gleichzeitig die größe Schwäche: Eine richtige Ballade sucht man vergeblich. Und so toll der Groove beim ersten Hören der Platte auch ist, man muss schon erstens die richtige Laune haben - und zweitens diese ausdauernd haben.

Ohne Frage, auf einer Party oder einem Gig fetzt das Material mehr als ordentlich, aber für das entspannte Hören ist die Scheibe einfach zu treibend. Entweder passt die Laune, dann kann man sich dem Mitwippen kaum entziehen - oder sie passt nicht und ab dem dritten Song ist das Ganze nur noch nervig.

Da Rock n Roll mit einem ordentlichen Punk/Rockabilly-Einschlag aber eben für gewöhnlich was für die Zeiten der guten Laune ist, sollte das einen nicht abhalten, der Scheibe eine Chance zu geben. Wer schon immer mal eine schöne Rockabilly-Rock n Roll-Scheibe für den Einstieg oder fürs Party-Arsenal gesucht hat, der greift hier schon mal nicht ins Klo.

Einziges wirkliches Manko, welches ich auch nicht ausräumen kann, ist, dass einfach kein Song auf der Platte ist, der wirklich absolutes Hit-Potenzial hat. Die Scheibe hat einfach einen Sound - der ist gut, aber nicht besonders vielseitig.

Da mir die Scheibe an sich wirklich gut gefällt und ich nun die Augen auch nach ähnlichem Material aufhalten werde...

...gibt es dennoch von mir: 5 von 6 Pommesgabeln!