Bewertung | 4.5/6 Pommesgabeln |
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Genre | True Metal |
Label | Noiseart Records |
Releasedatum | 20. Dezember 2013 |
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Doc hört: Majesty - Banners High
9. Januar 2014, 19:48 - review, noiseart-records, majesty - geposted von DocDesastroEs hat ja ein wenig gedauert, bis ich diese Scheibe in den Händen hielt. Erst wollte ich sie in einem Laden einer größeren Kaufhauskette erwerben, die damit wirbt, nicht blöd zu sein. Leider fand ich später heraus, dass die dortigen Schergen noch nicht einmal wussten, wie man Majesty überhaupt schreibt, geschweige denn diese Scheibe überhaupt im Angebot hatten. Schade. Zur Ehrenrettung dieser Leute muss ich aber sagen, dass ich sie in meiner Heimatstadt bei der gleichen Kette erhalten konnte.
Was haben wir hier vor uns? Ein halbnackter, muskulöser Recke mit langem Haar reckt sein Schwert in die Luft und unter ihm der wütende Mob mit Fackeln, Äxten und anderem lustigen Spielzeug. Aha: True Metal. Sieht man sofort. Manowar könnten das auch nicht schöner in Szene setzen. Der einzige Unterschied, der mir einfiele, wäre, dass sich bei Manowar wahrscheinlich (halb-)nackte Frauen zu Füßen des Schwertschwingers räkeln würden. Aber welche Art von True Metal erwartet uns hier? Das ist ja so, wie mit dem Krieger, der auszog, um den Drachen zu erschlagen und die Prinzessin zu retten. In seeehr vielen True Metal Scheiben geht es um Krieger, Weiber und Drachen.
Wäre er mit einem Drachenboot herbeigefahren und hätte den Drachen mit einer Axt erschlagen und dann das Schloss geplündert und die Prinzessin geraubt, tja, das ist dann wohl True Viking Metal. Opfert er die Prinzessin dem Satan und schändet den Drachen, dann ist es True Black Metal. Käme er auf einem rosa Dreirad gefahren und singt auf italienisch, nennt man dies Nanowar of Steel. Aber ich schweife ab.
Wer sind Majesty eigentlich? Und welche der zig Bands mit diesem Namen meinen wir hier?
Also, wir meinen eine deutsche Band aus Lauda in Baden-Württemberg (nicht zu verwechseln mit Majesty aus Berlin! Diese Band gibt es nicht mehr.) - und die gibt es schon recht lange, seit 1997, um genau zu sein. Bis 2008, dann fand es die Band für notwendig, den Namen in MetalForce zu ändern. So ging das bis 2011, dann benannten sie sich wieder in Majesty zurück. Momentan sind sie bei Noiseart Records unter Vertrag.
Nun, als erstes spreche ich mal eine Empfehlung aus. Ich habe die Band bereits live als Support für Powerwolf gesehen und fand sie gut. Die Art von Musik, die sie machen, könnte allen Leuten gefallen, die auch gerne Manowar, Wizard, Virgin Steele oder Messenger hören.
Ich habe zur Beurteilung des Albums das limitierte Digipak vorliegen, welches für humane 15€ im Handel erhältlich ist.
Neben einigen älteren Hörproben auf der Bandhomepage gibt es den Titeltrack Banners High auch auf YouTube:
Review:
Starten wir also. Die Scheibe hat elf Tracks plus zwei Bonus-Tracks, die aber nur auf der Limitierten zu finden sind.
Der Song Judgement Of The Gods macht den Anfang. Gut, das ist kein Lied, das ist ein Intro. Irgendwelche Götter verfluchen Einen der Ihren, den Halbgott Dardes, welcher die Frechheit besaß, sich sein eigenes Volk zu basteln. Doch der Kerl verschwand einfach und die Götter sandten den Thunder Rider (richtig, so hieß das letzte Album) und so wurde Frieden mit den Abkömmlingen Dardes und den Selwanern (die den Göttern treu waren) geschlossen, und dieser Friede währte 1000 Jahre. Dann erfanden die Menschen den Atheismus...und ohne den Thunder Rider fanden es die Dardesier toll, die Selwaner zu unterwerfen. Einer von den derart Geknechteten ist ein junger Krieger namens Hendrik, von dem Majesty nun singen wollen. (Märchenmodus aus.) Uns erwartet also ein Themenalbum mit einer Fantasy-Story, so wie wir das ja schon von den epischen Vertretern der Zunft wie Rhapsody (ob mit oder ohne Fire) gewohnt sind.
Der erste Song handelt vom Urteil der Götter. We Want His Head startet richtig zackig und kraftvoll. Manowar wären stolz drauf. Einprägsame Drum-Rhythmen bohren sich ins Ohr, die Riffs schreddern sich durch den Klangwald und dann der Refrain. Gut zum mitsingen geeignet und inklusive Männerchor. Also alles, was ein True-Metal-Song braucht. Und ja, ein Gitarrensolo gibt es auch. Klassischer Start, da kann man nichts mit falsch machen. Mal sehen, wie es weitergeht.
Gravierender und tragender geht es im nächsten Stück weiter. Banners High ist der Track, nach dem das Album benannt ist. Hier haben wir eine Hymne vor uns. In mittlerem Tempo schiebt sich der Song konsequent voran. Wieder einmal lädt der Refrain zum Mitsingen ein. Bestimmt macht sich der Song auf Konzerten gut. (Anmerkung des Lektors: Ja, tut er!) Auch hier: klassischer Aufbau des Lieds. Es könnte sogar ein Musiklehrer auf die Idee kommen, anhand des Songs den Aufbau des Lieds zu diskutieren. Es wird einem sofort klar, was Strophe, Bridge und Refrain ist. Ein schönes Solo rundet die Sache noch ab. Gutes Lied.
Der Song Time for Revolution ist als Nächstes dran. Nachdem Klein-Hendrik sich im letzten Song also ein Banner nähte und Leute suchte, ruft er nun die Revolution aus. Der Song ist schneller, treibender und lädt zum Kopfnicken ein. Auch hier ist wieder ein gutes Gitarrensolo drin. Der Song überzeugt. Bislang bin ich angenehm überrascht.
Mit United by Freedom geht es weiter auf der Scheibe. Der Song startet langsam. Man könnte jetzt á la J.B.O. über die Reiter singen, die mit ihren Heeren zu dieser Musik aus den Ecken der Welt gekrochen kommen, um sich gemeinsam dem Bösen zu stellen. Die Jungs verstehen es, mit Musik Stimmung hervorzurufen. Sie bringen die erzählte Geschichte in ihrer Musik überzeugend plastisch rüber und wecken Emotionen. Das ist auch gut so. Der musikalische Aufbau ist wieder einmal klassisch, die verwendeten Elemente und Stilmittel wohlbekannt. Ein konservatives Stück, aber gut.
Vor jeder Schlacht gibt es dann noch ein Gebet, und diesen Zweck erfüllt Pray for Thunder. Hymnisch-sakral beginnt der Song und getragen chanted der Männerchor. Das Stück soll nicht zum Kopfnicken einladen, sondern stellt ein gesungenes Gebet an die Götter des Metals dar (Doro war inzwischen einkaufen). Und siehe da, mit Donnerhall und Glockenschlag erscheint er, der Thunder Rider. Na dann kann man ja nur noch gewinnen. Also raus die Äxte! Zeit zum Ärschetreten!
Was erwartet uns? Natürlich ist nun Zeit für Bloodshed and Steel. Und chaotisch und schnell geht es los. Hier haben wir ein Up-Tempo-Stück vor uns. Während Hendrik und seine Horde sich also durch die Gegner schnetzeln, inszeniert die Band das Ganze musikalisch. Je öfter man es hört, desto mehr Spaß macht es.
Oh weh! Es war nicht genug. Die kleine Gruppe Freiheitskämpfer strauchelt und wird weggemoppt. All we want, All we need - tja, was denn? Richtig, wir brauchen ein Wunder. Keine Angst - die Band nicht. Die macht in meinen Augen alles richtig. Konsequenter Metal in klassischem Gewand. Keine Schnörkel, keine Experimente. Majesty ziehen ihr Ding durch. Auch hier verleiht der Männerchor dem Ganzen einen hymnischen Anstrich, auch wenn der Song etwas zu schnell ist dazu. Mir gefällt bislang der Drummer sehr gut. Er verleiht den Songs den passenden Rhythmus und trägt zur Laune gut bei. Hut ab.
Ihr Götter. Klein-Hendrik ist besiegt, seine Truppen zerschlagen und er liegt kaputt im Ödland. Was ist denn das für ein Ende?! Nein, erst muss der Held noch sein trauriges Ende besingen und ebenso tragisch-langsam geht der Song los. Aber seht! Da kommt ein Drache und nimmt ihn mit in das Land hinter den Bergen. Take me home heißt es nun. Seht ihr? Ich habe doch gesagt, da kommt bestimmt noch ein Drache vor! Der Song selber ist tragisch, langsam und leise in Moll. Nix für die Party, aber passt hier an der Stelle gut ins Album. Isoliert von diesem würde ich den wahrscheinlich nicht hören oder interessant finden. Aber hier geht es ja um das Gesamtwerk.
On a Mountain High, da steht er, der Peter..ääähh..der Hendrik. Und aus dem Himmel erscheint noch der Guardian of Time mit seinem mächtigen Hammer. Der Song selber ist eine Hymne und auch hier spielen Majesty gekonnt mit unseren Emotionen. Riffs und Drums machen einfach Laune und galoppieren durchs Ohr. Eine schönes Stück mit interessanten Tempowechseln. Fehlt nur noch die Endschlacht.
Und der dunkle Lord der Nacht schickt einen steinernen Riesen mit Intel...ääh..Evil Inside™ ins Gefecht. Wird der Thunder Rider diesen Golem schlagen können? In The Day When The Battle is Won hören wir es. Gekonnt setzen Majesty das Ende dieser Story um. Auch hier folgen wir einem klassischen Schema, erweitern es um ein Intermezzo, ein Solo, Chorgesang und das abschließende Gedicht, mit dem der Sieg besungen wird. Epischer Abschluss für eine tolle Story. Mein Lieblingstrack vom Album.
Tracks:
- Judgement Of The Gods [1:13]
- We Want His Head [4:08]
- Banners High [4:33]
- Time For Revolution [4:18]
- United By Freedom [6:10]
- Pray For Thunder [6:03]
- Bloodshed And Steel [4:31]
- All We Want, All We Need [4:06]
- Take Me Home [4:47]
- On A Mountain High [6:05]
- The Day When The Battle Is Won [5:42]
Gesamtspieldauer: 51:36
Wer die limitierte Scheibe ergattert, wird mit einer Karaoke-Version von Banners High und der Acoustic-Version von Take Me Home belohnt.
Line-Up:
- Tarek "MS" Maghary (Gesang)
- Tristan Visser (Gitarre)
- Robin Hadamovsky (Gitarre)
- Carsten Kettering (Bass)
- Jan Raddatz (Schlagzeug)
Fazit:
Das Album macht Spaß, wenn man sich mit dem Booklet befasst, die Geschichte versteht und dann die Musik auf sich wirken lässt. Und da ist auch das Problem: Das tun leider die wenigsten heutzutage. Majesty setzen ihr Ding konsequent und technisch einwandfrei um. Das Cover ist ansprechend, das Booklet auch. Sogar der Preis ist attraktiv. Aber leider vermisse ich eines hier: einen richtigen Hit. Ein Lied, das auch alleine gespielt richtig toll ist, einen Gassenhauer, wie... wie z.B. The Gods made Heavy Metal
Das Album an sich ist top. Aber es wirkt leider nur so richtig überzeugend, wenn man mit wachem Geist sich auf die Geschichte einlässt und sich von der Musik entführen lässt.
Leute, die lieber beim Bier was zum Gröhlen haben wollen, kommen hier vielleicht nicht so ganz auf ihre Kosten. Ihr werdet gut unterhalten, keine Frage! Da muss ich die Band wirklich loben. Die Scheibe ist ihr Geld wert und ich kann da durchaus eine Kaufempfehlung geben. Sie ist nicht legendär - da müsste sie schon in der Liga der ganz Großen mitspielen, um 6 Punkte zu holen. Aber ich hätte gerne 5 Pommesgabeln vergeben, doch es fehlte mir dafür das Tüpfelchen auf dem "i", in Form von ein oder sogar zwei echten Hits. Doch nicht zuviel Kritik, daher gratuliere ich der Band zu dieser Scheibe, deswegen...
... gibt es auf jeden Fall 4,5 von 6 Pommesgabeln!