Bewertung 5.25/6 Pommesgabeln
Genre Power Metal
Label Phonotraxx
Releasedatum 28. Februar 2014
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Doc hört: Axxis - Kingdom of the Night II

17. Februar 2014, 23:14 - review, axxis, phonotraxx - geposted von DocDesastro

Alle Jahre wieder... Bernhard Weiß und seine Bandkollegen sind wieder da! Nach der lustigen reDISCOvered habe ich die Ehre, für Euch im Grunde genommen zwei(!) Alben zu hören und zu bewerten. Vor Jahren hatte ich mal die Ehre, mit den Jungs ein Interview zu führen. Damals schon haben sie über die Musikszene und vor allem die Geschäftswelt dahinter diskutiert und auch Kritik geübt und haben unter dem Label Phonotraxx ihr eigenes Ding gedreht. Unter diesem Plattenlabel erscheint dann auch Kingdom of the Night II - und dazu noch in zwei Versionen, einer Black und einer White Edition. Zwei Alben mit zwei komplett unterschiedlichen Tracklists. 1989 stiegen Axxis ins Geschäft mit Kingdom of the Night ein und am 28.02.2014 ist es dann wieder soweit. Nach 25 Jahren: Axxis das Sequel. Es wird das 13. Studioalbum sein. Ob die da wohl die Zahl 13 umschiffen wollten, indem sie gleich zwei Alben releasen?

Wer diese Größe in der Szene immer noch nicht kennt, sei mit http://www.axxis.de beraten. Schaut euch die offizielle Homepage an. Ab dem 26.03.2014 geht es dann bis in den Oktober auf Tour. Offiziell werden sie von der Band Tri State Corner supported. Ihr erinnert Euch doch an das Review zu deren Scheibe Historia. Eine Band, in der Bouzouki gespielt wird sollte sich einprägen, oder?


Review:

Starten wir erst einmal mit der White Edition. 11 Tracks erwarten uns hier. Da ich selbst ein Fan der Band bin, versuche ich das Ganze so objektiv wie es geht zu gestalten. Seht es mir aber bitte nach, sollten sich meine recht hohen Erwartungen an diese Doppelscheibe erfüllen, dass ich nicht am Lob sparen werde, wo angebracht.

Fangen wir also mit Track 1 an, der sich Hall of Fame nennt. Klassischer Riff und Rhythmus empfängt uns und dann hören wir auch Bernhards markante Stimme, die wir ja schon in 25 Jahren schätzen gelernt haben. Zielsicher werden die Töne auch in den oberen Tonarten getroffen, stilistisch geht es in den Hard Rock der späten 80er. Ein kurzes Solo rundet das ganze ab. Von der Geschwindigkeit ist dieser Track gemütlich. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Irgendwie macht es Lust auf ein Bier & BBQ.

Numero dos, Heaven in Paradise folgt auf dem Fuße. Seichte Harfenklänge untermalen eine balladenartige Melodie. Definitiv eine Power-Ballade, so wie ich es höre. Ein sehr hörenswertes Stück - nicht langsam und langweilig, sondern mit Emotion und Pfeffer. Gut umgesetzt!

Nach knapp 4 Minuten geht es mit dem nächsten Track weiter. Living in a Dream. Seichte Akustikgitarrenklänge begrüssen uns, dann wird es wieder rockig. Auch hier wieder Klänge aus der Vergangenheit, die uns entführen. Schnörkellos und gerade heraus, das ist f**king gute Rockmusik, wie ich sie mag! So einen Song hätte ich damals auch schon auf einer Sampler-Vinyl erwartet, zusammen mit Bands wie Oz, Warrant, Lita Ford... Ahh, die gute alte Zeit, musikalisch wieder in die Gegenwart geholt. Zwischen all dem schneller-lauter-brutaler, was leider der Weisheit letzter Schluss heutzutage im modernen Metal zu sein scheint, hören wir hier ein saftiges Stück Handwerkskunst. Bravo, Axxis haben sich erfolgreich selbst gecovered!

21 Crosses lautet der Titel des nächsten Tracks. In Moll und mit tragenden Klängen geht es weiter. Eine Ballade erwartet uns in langsamem bis eher mittlerem Tempo. Ein nachdenklicher Text und eine emotionale Melodie umschmeicheln unsere Ohren
Im letzten Teil werden zu Trommelwirbel 21 Namen verlesen. Axxis gedenken der Opfer der Loveparade vor 4 Jahren. Damit sind sie eine Stimme, die sich erhebt und anmahnt, was die Medien vergessen haben und die grottig langsamen Mühlen der Justiz für die Angehörigen besagter Opfer unerträglich macht. Damit beweist die Band viel Herz.

Mit My Eyes geht es weiter. Auch ein eher getragenes Stück. Akustikelemente, Balladencharakter - eigentlich schon fast ein Schmuse-Song. Ja, ich denke, dafür könnte man diesen Song am besten gebrauchen. Die Freundin könnte man an sich anschmiegen und diesen Song einfach nur genießen.

Dafür gibt es im nächsten Track Dance into Life wieder einen unter die musikalische Kauleiste und man reißt uns aus der langsam auftretenden Kuschel-Stimmung. Das Tempo zieht an und folkoide Elemente aus den Synths (klingen irgendwie irisch) machen in der Tat Tanzlaune. Ein kleines, aber feines Gitarrensolo runden das ganze noch ab. Es schmeckt...

Etwas mehr als 4 Minuten später heiratet Mary ein Monster. Ja, so heißt der Track - Mary married a Monster. Das klingt erstmal deutlich nach häuslicher Gewalt und keiner kriegt es mit, nicht wahr? Ja, in dem Song steckt eine Prise Sozialkritik. Melodisch ist auch alles im grünen Bereich, ein sehr brauchbarer Track mit Botschaft.

Der nächste Track klingt so, als würden Ritchie Blackmore und Candice Night gleich anfangen hier mitzusingen, so folkig geht es los. We are the World heißt es jetzt. Aber nicht Michael-Jackson-Style, sondern Axxis feiern hier ein eigenes Feuerwerk ab. Gelungen, wenn auch etwas ungewohnt, aber wie sagt der Lateiner? Varietas delectat - die Vielfalt erfreut.

Take me far away heißt es nun. Ein wenig swingend läd der Track dazu ein, mit dem Kopf zu wippen und sich den leeren Bierkrug wieder aufzufüllen. Geradlinig wird dieser Song eingespielt. Er klingt sogar ein wenig...hmm...poppig wäre hier abwertend, aber definitiv massentauglich und angenehm. Würde mehr solcher Musik im Radio gespielt werden, würde ich mehr Radio hören. So können wir uns irgendwo glücklich schätzen, eine Sparte zu bedienen. Gutes Stück.

Wieder einmal wird es melancholisch. Gone with the Wind heißt der vorletzte Track der weißen Edition. Langsam und einfühlsam umschmeichelt dieses Lied unsere Gehörgänge. Auch eher ein Song zum Träumen als zum Kopfwippen.

Den Abschluss macht der Song Temple of Rock. So lasset uns denn huldigen! Auch hier verbinden Axxis frische Klänge mit altehrwürdigen Stil-Elementen. Ein würdiger Abschluß für eine sehr gelungene Scheibe. Das macht gleich Lust auf mehr und deswegen...

...hören wir doch mal in die Black Edition hinein. Auch hier sehen wir 11 Tracks. Axxis waren also fleißig.

Der erste Track lautet Kingdom of the Night II - Moment, das hatten wir doch schon mal! Richtig, so ging 1998 mal alles los. Also erwartet uns ein Cover eines Tracks von 1989? Mitnichten! Der Track ist neu, die Lyrics sind neu, Anleihen sind zu finden, aber der Track ist durchaus ein eigenständiges Stück und rockt direkt gut los. We're back into the Kingdom of the Night - wer hier auch ein Tränchen vor Rührung und Nostalgie verweinen mag, sei herzlich eingeladen. Mit Doc bist Du da in guter Gesellschaft!

Machen wir weiter. Venom heißt es nun. Auch hier Power Metal vom Feinsten. Treibende Melodie, coole Riffs und Bernhards unnachahmlicher Gesang tun hier ihr Übriges, um ein sehr hörbares Stück zu kreieren. Die schwarze Scheibe scheint von der Gangart eher im Metal zuhause zu sein, während die weiße eher im Hard Rock zuhause ist. Gutes Ding, sage ich!

Beyond the Sky heißt der nächste Track. Oha, das klingt hymnisch! Chor, leichte Anleihen beim Phantom der Oper und dann...Ouch, direkt mit dem Hammer unter die Kauleiste. Praller Tempowechsel, der Song rockt richtig gut! Und er hat auch mit 4:22 die richtige Länge. Leute, die auch gerne Stratovarius hören, werden diesen Song auch sehr zu schätzen wissen. Aber was sage ich, Axxis waren vor denen da!

The War ist der nächste Track. Ein wenig Southern Rock-mäßig startet es. Und auch im weiteren Verlauf könnte ich mir diesen Song ganz gut in einer Trucker-Kneipe vorstellen. Heavy, bluesig, klasse! Wah-wah Effekte, Organs - hier ist eine tolle Mischung!

Und weiter geht es mit Never again. Geht schon mal gut los. Der Rythmus lädt zum Kopfnicken ein, die Riffs sind kraftvoll - guter Start für einen guten Song, oder? Der Refrain hat Mitsing-Faktor und wird sich live bestimmt gut machen, sobald die Jungs Mitte März auf Achse gehen.

Der nächste Track heißt Soulfire und ist der 7. auf der Scheibe. Kraftvoll und treibend rockt sich dieser Song ins Gehirn. In leicht gehobenem Tempo eröffnet sich uns ein Track mit Charakter und Kraft. Dieser Song ist wie ein guter Wein. Erfreut die Sinne und geht ins Hirn!

More than one day zieht die Temposchraube wieder brutal nach unten und wechselt in die Moll-Tonarten. Mit dieser (Halb-)Ballade haben wir ein schönes Stück vor uns, das zum Ausruhen einlädt. Und nach der Party, die uns auf der Scheibe um die Ohren fliegt, war das ja wohl auch verdient, einen eher kontemplativen Track vor uns zu haben.

Lass Dich gehen ist eine Besonderheit. Ein Track, der in Deutsch gehalten ist, ist bei Axxis eher selten, war aber schon mal da, soweit ich mich erinnere. Fass mich an hieß es damals, glaube ich auf der Utopia von..hmm..2009. Ich kann mich erinnern, bei meinem alten Radiosender schon mal ein Review geschrieben zu haben. Der Track selber ist gut strukturiert, hat interessante Tempo-Wechsel und ist handwerklich einwandfrei.

Lie after lie heißt es nun. Relativ schnell peitscht uns die Melodie vorwärts. Hier fällt auf, wie gut eingespielt Axxis sind. Der Song hat zwar keine Schnörkel oder ist besonders extravagant, zeigt aber, dass hier eine Einheit von Musikern spielen, die ihr Handwerk verstehen und nicht alles via Computer retuschieren lassen müssen.

Mary married a Monster hatten wir ja schon, oder? Der Track befindet sich auch auf dem weißen Album, ist hier aber bedeutend härter interpretiert. Was ich vorher geschrieben habe, gilt hier ebenfalls. Mir gefällt diese Version sogar besser als die rockige. Naja, diese Art von Metal ist halt genau mein Ding.

Nach 3:30 folgt nun der Abschluß. Bites Inside heißt das Finale des schwarzen Albums. Kraftvoll geht es los und schwere Riffs schieben sich ein letztes Mal in unser Gehör. Ein letztes Mal was für die Nackenmuskulatur zu tun und Axxis verabschieden sich bis zum - hoffentlich - nächsten Album. Aber wir wissen ja: Legenden sterben nicht so einfach und Axxis haben gezeigt, dass sie in diesen illustren Kreis gehören. Gelungener Abschluß des Gesamtwerks. Bravo.


Tracks:

White Edition:
  1. Hall of Fame [3:39]
  2. Heaven in Paradise [3:56]
  3. Living in a Dream [4:22]
  4. 21 Crosses [5:10]
  5. My Eyes [3:43]
  6. Dance into Life [4:17]
  7. Mary Married a Monster [4:07]
  8. We are the World [3:20]
  9. Take me far away [3:18]
  10. Gone with the Wind [3:22]
  11. Temple of Rock [4:03]
Black Edition:
  1. Kingdom of the Night II [4:17]
  2. Venom [3:49]
  3. Beyond the Sky [4:23]
  4. The War [3:44]
  5. Never again [3:51]
  6. Soulfire [4:16]
  7. More than for one Day [3:26]
  8. Lass dich gehn [4:05]
  9. Lie after Lie [3:42]
  10. Mary Married a Monster [3:30]
  11. Bites inside [3:57]

Line-Up:

  • Bernhard Weiß (Gesang)
  • Marco Wriedt (Gitarre)
  • Rob Schomaker (Bass)
  • Harry Oellers (Keyboard)
  • Dirk Brand (Schlagzeug)

Fazit:

Axxis sind immer für tolle Scheiben und geniale Live-Auftritte gut. Die Gruppe aus dem Duisburger Raum hat mal wieder gezeigt, dass man mit ihnen rechnen muss. Mir persönlich hat die Black Edition etwas besser gefallen. Eine Kaufempfehlung würde ich aber uneingeschränkt beiden Alben verpassen. Kauft und supportet Bands, bei denen es sich lohnt! Für die White Edition würde ich 5/6 Pommesgabeln vergeben, für die Black Edition 5,5/6 und gemittelt...

... gibt es auf jeden Fall 5,25 von 6 Pommesgabeln!