Bewertung 5/6 Pommesgabeln
Genre Heavy Metal
Label Deafground Records
Releasedatum 28. März 2014
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Doc hört: Cyrcus - Coulrophobia

22. Februar 2014, 15:46 - review, deafground, cyrcus - geposted von DocDesastro

Nun lag mal wieder etwas in meinem Briefkasten, liebe Schergen, was ich Euch nicht vorenthalten will. Düster grinst mich ein Clown vom Cover an. Cyrcus liest sich der Name der Band. Aha dachte ich und schaute mal auf den Beipackzettel.
Andere Bands haben Eier, Cyrcus haben ein ganzes Huhn
DAS ist ja mal ne Ansage. Was habe ich erwartet? Nun, manchmal beschleicht einem das Gefühl und die kleine Stimme flüstert Dir ins Ohr "Doc, das ist bestimmt wieder so ein Grind oder Metalcore-Zeug oder moderner Deathmetal mit viel Gebrüll" (Hier mögen sich Fans der besagten Spielarten nicht auf den Schlips getreten fühlen, aber Doc mag nun mal eher Hardrock und Powermetal). Also lese ich weiter und stelle mit Zufriedenheit fest, dass es "Cyrcus nicht darum geht, wer der böseste Musiker im schwärzesten T-Shirt ist" und die Sache eher locker zu sehen ist. "Super!", sagte ich mir.
Ein wenig Recherche ergab dann, dass diese Gruppe seit 2002 existiert und wir hier das 3. Studioalbum vor uns haben. Die Jungs legen viel Wert auf Live-Auftritte, was ja auch ne feine Sache ist.

Die ersten Konzerttermine für 2014 stehen bereits fest. Demnach werden Cyrcus dieses Jahr u.a. hier zu bestaunen sein:

20.04.2014 Auditorium, Erkelenz
25.-27.04.2014 Tattoo Bash, Köln (genauer Termin tba)
30.04.2014 Pitcher, Düsseldorf
10.05.2014 Archetype Festival, Sand In Taufers (Südtirol)
26.07.2014 Wackel Festival, Speichersdorf
27.07.2014 Backstage, München

Frontmann Jan C. Müller ist Euch vielleicht ein Begriff, falls ihr die Band noch nicht gehört habt. Er ist der Moderator der "EMP Rockinvasion" auf DMAX/YouTube.

Die Band wird als facettenreich gepriesen, also sind wir mal gespannt. Am ehesten könnte man sie als eine Mischung aus zeitgemäßem, modernen Metal und Alternative Rock bezeichnen. Gesang ist sowohl clean als auch hart.

Um euch mal selber von dieser Band zu überzeugen, könnt ihr ja mal die Bandhomepage besuchen. Momentan grüßt Euch der Song Healing vom neuen Album. Dieses Video ist aus meiner Sicht schon mal ein Hammer! Alternativ könnt ihr es auch direkt bei YouTube sehen:


Review:

Gut, 12 Tracks stehen drauf, 13 sind es, also gut was zu hören für sein Geld bekommt man schon mal. Die Platte ist ca. 51 Minuten lang. Also rein in den Player, Kopfhörer auf und rein ins Vergnügen.

Zum ersten Track. I mean like...wow..and Stuff heißt er. Kurzes, modernes Intro, dann geht es auch schon los. Geshouted wird erstmal ganz kräftig aber verständlich - Pluspunkt. Oh...das geht in die Richtung von Disturbed - I like! Also ich meine, ich höre Disturbed ganz gerne und das kleine Männlein im Hirn sortierte diesen Song mal spontan in diese musikalische Ecke. Angenehm, so werden einem erstmal Befürchtungen genommen. Die Gitarre schreddert heiter vor sich hin und insgesamt präsentiert sich ein äußerst angenehm zu hörender Klangteppich. Und dann zwischendrin als Stilmittel - ihr glaubt es nicht - Hühnergegacker. Die haben tatsächlich ein ganzes Huhn. Hübscher Einstand. Das macht Spaß!

Nun zum zweiten Lied Toy Gun in a Knife Fight. Etwas düsterer, aber zugleich auch groovig geht es weiter. Instrumental gibt es absolut nix auszusetzen, der Track überzeugt durch eine schöne eingängige Musik und der Gesang ist abwechslungsreich und deutlich. Ich habe auch viel Lob für das Schlagzeug übrig. Der Drummer wechselt von Stakkato-artigen Abschnitten zu schöner rhythmischer Untermalung des Stücks und trägt zum Gelingen des Gesamtwerks deutlich bei. Auch dieser Song macht Spaß.

After the Rain geht langsam los und wartet mit einem Gastmusiker auf. Mathias "Matze" Schlegel von der österreichischen Metalcoreband The Sorrow mischt hier fleißig mit. Dieser Track geht gut ab. Definitiv ein Highlight des bislang ordentlichen Albums. Live ist der Song bestimmt auch toll.

Echoes hören wir als nächstes. Und dieser Track erhöht ein klein wenig die Geschwindigkeit des Ganzen. Die Vocals sind vorwiegend brutal und laut gehalten. Da schreit sich wer ordentlich was aus dem Leib. Aber gleich dazu interessant gesetzter cleaner Kontergesang. Die Melodie ist nicht im Geringsten langweilig. Auch hier enttäuscht mich nichts.

Abandon Ship heißt es gut drei Minuten später. Ein Riff, der uns zum Kopfnicken einlädt begrüßt uns. Dann mutiert der Track und wechselt das Tempo in langsam und bedächtig. Und stetig und bleischwer rocken wir uns vorwärts, während es aus dem Hintergrund shouted - "Abandon Ship". Aber keine Panik, das war nicht alles. Nach diesem Vorgeplänkel setzt die Band richtig ein und spielt kraftvoll-dynamisch weiter. Der Gang wurde musikalisch gewechselt, ohne den ganzen Motor abzuwürgen. Und wieder Tempowechsel. Toll, wie die das machen. Den Track kann man definitiv öfters hören. Langsam und schnell. Weich und hart. Cyrcus vereinen hier vermeintliche Widersprüche in einem Song.

CTRL, also so wie die bekannte Taste aus dem Affengriff heißt der nächste Titel. Ein zeitgemäßes Stück mit einigen SoaD-esken Parts. Zumindest flüstert das der kleine Gnom in meinem Kopf. Naja, Spaß macht der Track allemal. Auch hier gibts interessante Rhythmus- und Speedwechsel.

Wir erreichen Track 7 - Halbzeit. Anywhere but Here heißt es hier und eröffnet mit cleanem Gesang. Dieser Track hat viel Alternative im Blut und ich würde ihm eine gewisse Massentauglichkeit nicht in Abrede stellen. Sowas könnte ich mir sehr gut auf MTVIVA oder im Radio vorstellen. Klingt angenehm.

Mit Twentytwoandeleven schwingt die Band mal wieder die musikalische Keule. Dieser Track wäre zu schnell und hart für die Massen, aber ich finde, das ist gerade gut so. Gitarre, Bass und Schlagzeug weben einen fulminanten Klangteppich auf dem sich der Sänger mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegt. Mein Kopf wippte, als ich den Track hörte.

Oha, nun wird es laut und schnell! We run this Planet geht härtemäßig direkt unter die Kauleiste. Mal ein Track zum zünftigen Abmoshen. Viel mehr kann man nicht zu diesem Track sagen, außer dass er Spaß macht und sauber eingespielt ist.

Healing ist der Track, von dem ich anfangs sprach. Er begrüßt Euch auf der Homepage von Cyrcus und behandelt das Thema Trauer. Ich sage mal nichts dazu sondern lade Euch ein, das mal selber anzuhören, das Video zu würdigen und Euch euer eigenes Bild zu machen. Der Schluss ist unerwartet. Hammervideo und geniales Lied. Aber Vorsicht: Ballade in Moll.

Darauf geht es wieder munterer weiter mit Dig a Ditch Mal schnell, mal bleischwer dreht sich dieser Track durch unser Gehör. Hier wird eine Menge musikalisches Konfetti geworfen. Die Mischung ist bunt und angenehm zu hören.

From the Heart of my Bottom heißt der offiziell letzte Track der Scheibe. Hier haben die Jungs einen Schelm gefrühstückt! Genial, wie die sich hier selber auf die Schippe nehmen. Hört euch den Text gut an und schmunzelt. Oder besser: kauft die f***ing Scheibe und lest das Booklet. Einfach genial. Konfetti, Seifenblasen und lyrische Clownerie - die Szene wird gefeiert, aber auch mit ihren kommerzialisierten Seiten bloßgestellt und in diesem Song lächerlich gemacht. Für mich der eigentliche Hit des Albums, der Song. Ich habe herzlich gelacht!

Und wartet, da ist noch mehr. Ein "hidden" Track hat der Silberling auch noch auf Lager. Do five twos make a ten ist als Bonus mit dabei. Und der Song hat stilistisch nix mit den anderen zu tun. Bierflasche auf, Gitarre gestimmt und los geht es. Dieser Track geht um Party, Weiber und den Morgen danach. Party on - der Song ist was für die feiernden Massen. Ein spektakulärer Abschluss einer bislang sehr schönen Scheibe.


Tracks:

  1. I mean like...wow...and Stuff [3:40]
  2. Toy Gun in a Knife Fight [3:36]
  3. After the Rain [3:51]
  4. Echoes [3:27]
  5. Abandon Ship [3:47]
  6. Ctrl [3:30]
  7. Anywhere but here [3:36]
  8. Twentytwoandeleven [4:29]
  9. We Run this Planet [2:52]
  10. Healing [4:32]
  11. Dig a Ditch [3:21]
  12. From the Heart of my Bottom [5:54]
  13. Do Five Twos Make a Ten (Hidden Track) [4:48]

Line-Up:

  • Jan C. Müller (Gesang)
  • Andy Gaube (Gitarre)
  • Simon "Sigh" vom Eyser (Bass)
  • Kersten Noczinski (Schlagzeug)

Fazit:

Tja, wie bewerten wir das? Also erstmal muss ich die Band beglückwünschen. Da haben sie ein tolles Werk produziert. Durch die Bank weg eine Scheibe, die man durchaus mehrmals - auch hintereinander - hören kann. Sogar ein bis zwei echte Highlights weist diese Platte auf. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt bei 13 Tracks bestimmt auch. Ihr bekommt 51 Minuten Spaß auf die Ohren. Handwerklich verstehen die Leute auch was vom Fach und so ist das Album ordentlich produziert. Ansprechendes Artwork und Booklet tun ihr übriges. Es ist keine legendäre Scheibe, aber von mir bekommt sie definitiv eine Kaufempfehlung. Es lohnt sich, darauf zu warten. Denkt dran, am 28.03. ist es soweit und bis dahin könnt ihr ja der Band auf der Homepage noch einen Besuch abstatten. Mir bleibt nur noch die Arbeit, das Teil zu werten. Machen wir es kurz: Doc ist angetan und damit...

... gibt es auf jeden Fall 5 von 6 Pommesgabeln!