Bewertung | 6/6 Pommesgabeln |
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Genre | Heavy Metal |
Label | Napalm Records |
Releasedatum | 11. Juli 2014 |
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Doc hört: Grave Digger
9. Juli 2014, 13:34 - review, napalm-records, grave-digger - geposted von DocDesastroBöse Zungen behaupten ja, dass es ziemlich genau zwei Jahre braucht, bis die Jungs aus Gladbeck ein neues Album zurechtgezimmert haben. Schauen wir mal hinein, was die Band um Frontmann Chris Boltendahl diesmal abliefern. Wir erinnern uns: die Messlatte haben sie selbst sehr hoch angelegt. Das 96er Album "Tunes of War" ist meines Erachtens ein must-have für jedermann, während der allgemeine Tenor ist, dass das Album "Stronger than ever" (zu dem Zeitpunkt nannten sie sich nur Digger) als Flop und Ausverkauf der Werte gilt. Ich persönlich würde mich davon ja mal gerne selbst überzeugen...aber ich schweife ab.
Wie einigen unter Euch aufgefallen sein mag, stand das letzte Album nicht im Zeichen von Schottland und dem guten alten Mittelalter, sondern man begab sich in die griechische Sagenwelt. Mal sehen, was heute auf uns zukommt - der Titel lässt da nichts spezielles vermuten. Pressestimmen munkeln, dass sich bei der Band eine Rückbesinnung auf alte Werte vollzogen hat - wie es ja heute der gängige Zeitgeist ist. 20 Jahre erfindet man sich neu, nur um festzustellen "Hey...unsere Fans, die wir seit 20 Jahren haben sind doch eigentlich nur DESWEGEN Fans geworden, weil wir damals so gespielt haben...d'OH!"
Damit wäre man in guter Gesellschaft. Vintage und neoklassischer Metal erfreut sich heute steigender Beliebtheit. Was so klingt wie früher ist gut. Naja, für meine Ohren auf jeden Fall. Das Artwork stammt wieder von Gyula, der ja schon die Cover auf den besseren Scheiben der Band gestaltet hat. Auch hier gibt man sich also konservativ.
Die Band ist eine der etabliertesten Heavy-Metal-Bands Deutschlands und zählt zu meinen persönlichen Lieblingen und für alle diejenigen, die sie immer noch nicht kennen sollten: schaut Euch die Homepage an.
Dort gibt es dann auch schon eine Hörprobe in Form eines Musikvideos zu "Season of the Witch", einen Track der nun rezensierten Scheibe:
Momentan sind Grave Digger bei Napalm Records unter Vertrag. Wenn ich mich nicht irre schon so lange, dass man sie schon fast als eine Art Flaggschiff bezeichnen könnte.
Review:
Nu aber mal Butter bei die Fische und Film..äh...Ton ab. Ich versuche, trotz meiner Affinität zu dieser Band, so objektiv wie möglich zu sein.
Track 1...Return of the Reaper...ok, Intro mit einer Klavierinterpretation vom Requiem in Moll...Kutsche, Regen, Donner, Pferdegewieher und ein spitze Schrei...sehr cinematisch, aber halt nur ein Intro...weiter!
Track 2 geht nicht nahtlos über, sondern brettert uns brachial mit Drum-Staccato in die Ohren. Hell Funeral zeigt uns sofort, wem wir hier zuhören. Chris' Stimme ist unverkennbar. Die Riffs sind geradlinig und das Schlagzeug gibt wie ein Uhrwerk den Takt dazu. Stilelemente wie die Art der Verzerrung der Gitarren deuten schon recht deutlich in die gute, alte Zeit. Ein kleines Männlein in meinem Kopf würde diesen Song irgendwo in einer Museumsabteilung gleich neben Tracks von Accept, Maiden und Judas Priest stellen. Guter Einstand.
Mit Track 3, der sich Wargod nennt, geht es sogar noch schneller weiter. Das Stück hat überhaupt nichts progressives oder gar avantgardistisches an sich. Hier hat man sich auf puren Heavy Metal konzentriert und das auch konsequent umgesetzt. Das Schlagzeug peitscht uns stetig voran, unsere Ohren werden mit einem tollen Solo belohnt - echt hörenswert.
Der Tattoed Rider steht als nächstes auf der Liste. Oha. Das klingt stark nach einem Song, der in die 80er passt. Zwar nicht kommerzlastig wie das Album mit dem Roboter-Donald auf dem Cover, aber einige glamoröse Stilelemente wurden im Intro dieses Songs eingebaut. Ich denke mal, wenn sie damals SO geklungen hätten, als sie als Digger unterwegs waren, hätte man durchaus die Fans auf die neue Schiene mitnehmen können. Hier in diesem Song fand keine 180°-Drehung Richtung Massentauglichkeit statt, sondern eine gelungenen Fusion auf Hardrock, Glam und Heavy Metal, wobei der Metal hier DEUTLICH dominiert. Bislang der beste Track der Scheibe in meinen Ohren.
Ja is' denn schon wieder Ostern? Naja, zumindest ist Resurrection Day.
Was haben wir hier? Ein klassisch aufgemachter Track, der durch eine klare Songstruktur besticht. Die Geschwindigkeit ist super, der Track verleitet zum Headbangen und ist laut und wild. Und damit meine ich nicht "Metalcore-laut-und-wild", sondern so, wie Heavy Metal zu sein hat. Zumindest belebt man hier konsequent alte Werte wieder und zeigt all den Grünschnäbeln da draußen, wie Metal klang und verdammt nochmal zu klingen hat.
Mit dem sechsten Track Season of the Witch geht es nun weiter. Das ist auch der Track, der Euch auf der Homepage empfängt. Schleppender geht es nun voran - es klingt alles zu Beginn etwas doomiger. Ja, hier hat man den Geschwindigkeitsregler nach all den aufpeitschenden Songs etwas zurückgenommen. Das tut der Sache aber auch keinen Abbruch - im Gegenteil. Es nimmt die Hektik aus dem Album und weckt eine düstere Atmosphäre. Ich meine, die Band nennt sich Grave Digger...dass man da nicht über pinke, flauschige Einhörner singt (Gut, vielleicht machen das Sabaton demnächst mal live nach ein Paar Litern Bier...), sondern ein düsteres Märchen in d-Moll (d wie DOOM) vertont, sollte klar sein. Aber gut, diese Band hatte auch schon mal ein Album mit einer Roboterversion von Donald Duck auf dem Cover am Start gehabt und klang wie eine Metal-Version von Modern Talking...hust...ähh...brauchbarer, schöner Track. Weiter jetzt. Igor?
Track 7 heißt Road Rage Killer und ja, musikalisch setzt man das Thema auch direkt um. Begleiten wir die Band also auf eine musikalische Verfolgungsjagd. Auch dieser Track schreddert sich in gehobenem Tempo angenehm durchs Ohr. Sehr kurzweiliges Stück. Ich weiß nicht, wie sich dieser Song live machen würde. Ich vermisse bislang noch einen Song mit Mitgröhl-Faktor á la The Clans are Marching. Aber bislang gefällt mir, was ich da höre.
Grave Descrator ist der Name von Stück 8. Oha, da ist ja einer! Hmm...irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als wären hier in dem Song musikalische Ostereier versteckt. Zu blöd, dass ich zum Review nur eine digitale Fassung habe. Hier hätte ich zu gerne mal nachgeschaut und den Text genau gelesen. Das macht es einem echt schwer, aber gut. Ich höre in dem Track zumindest Schlagworte, die schon mal bei Grave Digger in einem Titel verwendet wurden. "Piper" und "Last Supper" sind da Beispiele für.
Hallo? Was ist denn das? Track 9 steigert das Tempo ja noch mehr. Satan's Host entwickelt sich ja zu einem wahren musikalischen Veitstanz. Schnell, hart und energisch. Gutes Zeug. Und leider nach knapp 3 Minuten vorbei. Aber definitiv ein Song zum auspowern.
Mexikanisch geht es nun weiter. Wir besingen den Dia de los Muertos. Definitiv langsamer und mit gaaanz leichten Glam-Anleihen (irgendwas am Schlagzeug erinnert mich beim Hören an Mötley Crüe oder Def Leppard - oder ich sollte mal wieder zum Nervendoc...) unter der metallischen Gesamthülle. Ein schönes Stück, das meine Laune weiter hebt. Und ja, ich glaube immer noch an die 80er Einflüsse in diesem Lied - auch nach dreimaligem Hören.
Mit dem Cembalo geht es nun weiter. Death smiles at all of us heißt der vorletzte Track und eröffnet im klassischen Gewand, bevor der metallische Vorschlaghammer auf das Protoklavier fällt und sich als der Hit des Albums entpuppt - also in meinen Ohren. Erinnert Euch daran, ich suche ja seit der Tunes of War nach einem Song, der irgendwie an "The Clans are marching" herankommt. Ich glaube, ihn hier gefunden zu haben. Live wird der sicherlich gut kommen. Diesen Song wird man sicherlich in Docs Geheimlabor hören.
Nothing to Believe macht den Abschluss. Klavier-Moll ertönt und wir haben eine Ballade vor uns. Also besticht das Album auch durch Abwechslung. Mal sehen, ich habe da immer "Dolphin's Cry" vor Ohren, wenn ich an Grave Digger und Ballade denke. Ja, ich denke, dieser Song schlägt in die gleiche Kerbe. En guter Abschluss von den Jungs aus Gladbeck.
Tracks:
- Return of the Reaper [1:16] (Intro)
- Hell Funeral [3:01]
- Wargod [3:46]
- Tattoed Rider [4:04]
- Resurrection Day [2:59]
- Season of the Witch [5:04]
- Road Rage Killer [3:18]
- Grave Desecrator [4:23]
- Satan's Host [2:56]
- Dia de los Muertos [4:15]
- Death Smile at all of us [3:52]
- Nothing to Believe [4:33]
Gesamtspielzeit: 43:27
Line-Up:
- Chris Boltendahl (Vocals)
- Jens Becker (Bass)
- Stefan Arnold (Schlagzeug)
- Hans-Peter Katzenburg (Keyboards)
- Axel Ritt (Gitarre)
Fazit:
Es ist für mich schwer, bei dieser Band neutral zu sein. Dieses Album ist meines Erachtens besser als das letzte. Wir haben auf der Liste: gutes Artwork, gute Lieder, Vielschichtigkeit, Abwechslung, Zwei Songs mit Hitpotential, genug Lieder auf der CD und auf der Negativliste...nichts.
Damit erfüllte das Album wohl alle Kriterien in vollem Maße und daher...
... gibt es auf jeden Fall 6 von 6 Pommesgabeln!