Bewertung | 4.5/6 Pommesgabeln |
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Genre | Progressive Metal |
Label | Noizgate Records |
Releasedatum | 30. Oktober 2014 |
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Grey Season - Septem
21. Oktober 2014, 15:34 - review, noizgate-records, grey-season - geposted von DocDesastroTja, da liegt wieder eine Scheibe auf meinem Schreibtisch. Diesmal kommt sie aus Düsseldorf, einer Stadt, in der ich auch lange Zeit mein Unwesen trieb. Die Band wurde 2006 in Dormagen gegründet, besteht aus ehemaligen Schulfreunden und macht - man höre und staune: die 5 machen progressiven Metal. Richtig gelesen! Not another Metalcore-Combo! Sehr schön. Das macht den Review allerdings auch anspruchsvoll. Wo progressiv draufsteht, da wollen Texte untersucht werden, eine Botschaft gefunden.
Aber: Challenge accepted!
Dies ist also das Debüt-Album, was neu aufgelegt wurde. Die Band hatte damals ihre Scheibe selbst produziert und ich gehe mal davon aus, dass die Jungs und Mädels bei Noizgate sich sagten: "Das ist gut, davon pressen wir noch mal ein paar."
Eine Facebookpräsenz haben die Jungs auch, sowie eine recht minimalistisch, dafür übersichtlich gestaltete Webpage. Außerdem gibts noch ihre Bandcamp-Seite, mit Downloads des Ursprungswerks.
Review:
Schauen wir also mal hinein. Wenn ich mir die Titel so ansehe, dann verbinde ich damit Endzeit-Stimmung. Genauer gesagt, die Offenbarung des Johannes. Drei Mal erscheint der Begriff Therion (Tier) in den Titeln.
Track eins lautet Therion I - Seventh. Tja, eigentlich ist nur soviel zu sagen, dass der Track ein instrumentaler Opener ist, der über dreieinhalb Minuten eine düstere Endzeit-Atmosphäre aufbauen soll. Die Stimmung wird wie beabsichtigt erzielt, nimmt allerdings schon Mal einen von 7 Tracks aus dem Rennen. Der Übergang zu Track 2 gestaltet sich für meine Ohren ein wenig holprig aber hören wir mal weiter.
Track 2 heißt Therion II - Behold a Pale Horse. Der Reiter auf dem blassen Pferd, der Pest und Krankheit persönlich heißt, gibt sich musikalisch die Ehre. Doomig schreddert sich der Riff dahin und schon brüllt sich Blazej, der Sänger, die Offenbarung aus der Seele. Er ist da, der Seuchenbringer, um die Welt vom Krebsgeschwulst Menscheit zu befreien. Lyrisch und musikalisch muss ich sagen, hier wurde ganze Arbeit geleistet. Doom und Funeral Rock geben sich mit Death und Thrash-Elementen ein Stelldichein. Recht gelungen und ich könnte mir durchaus diesen Song in meiner Show vorstellen. Er wirkt irgendwie...idyllisch...MUHAHAHA!
Machen wir also nun mit Track 3 weiter. Dieser lautet Tartarus. Dann lasst uns mal in diesen abtauchen und gucken, was sich die Band so darunter vorzustellen vermag. Es erwartet uns eine dystopische Vision einer verseuchten industriellen Wüste, die Leben langsam in mechanische Zahnräder ihrer selbst transformiert. Drone-artiger Gesang wechselt mit aggressiven Shouts und die Drums peitschen uns durch das Klanggebilde.
Funkige Elemente finden hier ebenso abwechslungsreich Anwendung wie Düsterriffe und Gesangsfiguren aus dem Death-Metal-Bereich. Eine gelungene Fusion.
Setzen wir uns mal als nächstes die Crown of Decay auf. Track 4 spinnt die dystopische Atmosphäre diesmal in modernem Gewand munter und nicht minder misanthropisch weiter. Thematisch besingen unsere Recken den Umstand, dass Menschen auf Kosten anderer leben und das ohne Reue, auf ihrem Thron aus Dekadenz ruhend. Ich muss ja sagen, die Bilder, die sich im Geiste eröffnen, gefallen mir recht gut. Musikalisch ist der Song auch solide umgesetzt. Das Werk erschließt sich als eher kontemplativ - aber das ist ja auch in Ordnung.
Ab gehts ins Delirium und das ganz ohne Promille. Ein etwas längerer Track erwartet uns mit ca. 5 Minuten und 30 Sekunden. Nahezu wahnsinnig und psychotisch wechseln Tempo und Melodie. Diese Welt, wie wir sie kennen, kann man nur noch im Rausch ertragen und die musikalische Spritze, die uns die Band setzt, schraubt sich in Wahnsinn und Verzweiflung. Gut umgesetzt, für meinen persönlichen Geschmack ein wenig fordernd und anstrengend. Aber nichtsdestotrotz eine gute Umsetzung einer musikalischen Idee.
Jemand Lust auf Doppelkopf? Track 6 lautet Diencepalon und ist mit mehr als 10 Minuten der längste Track des Albums. Hier plündert die Band den musikalischen Garten der Stil-Mittel. Funk, Funeral, Doom - von seicht bis hart ist hier so ziemlich alles vertreten. Die Welt geht zum Teufel, wir gehen unbeirrt mit. Zum Schluss lautet die Antwort an Satan nur noch "Leck mich! Die Welt ist eh kaputt, wen kümmert da noch die Korruption. Meineruhewillichhimmelherrgotsakra!" - zumindest lese ich das daraus. Das Lied besticht durch sehr schöne ruhige Passagen mit sanften Verzerrungen. Fast einem Abspann gleich. Also gönnt Euch den Song ruhig!
In Track 7 kommt das Tier wieder. Therion III - Behold a White Horse. Instrumental klingt das Album seicht und leise ab. Leider wieder "nur" ein Instrumentalstück, was 2 von 7 Liedern zu "Füllern" degradiert. Musikalisch gefällt er mir. Klingt ein wenig traurig-jazzig.
Oha, da gibt es ja doch ein 8. Lied. P.A.F. heißt der unhidden hidden track. Hmm...wofür könnte das stehen? Patent applied for? Zum Patent angemeldet?! Jedenfalls feuert die Band hier nochmal aus allen Breitseiten. Aggressiver Gesang meets bleischwere Musik. Ein Schmankerl für all jene, die bis zum bitteren Ende den Player anließen.
Tracks:
- Therion Part I: Seventh [3:27]
- Therion Part II: Behold a Pale Horse [6:28]
- Tartarus [6:26]
- Crown of Decay [8:49]
- Delirium [5:40]
- Diencephalon [10:17]
- Therion Part III: Behold a White Horse [4:18]
- P.A.F. (Bonus) [6:01]
Gesamtspielzeit: 51:26
Line-Up:
- Blazej Lominski (Gesang)
- Roman Gatzka (Gitarre)
- Jan Schweigler (Drums)
- Bodo Strauß (Bass)
- Pascal Horn (Keyboard)
Fazit:
Ich habe ja zuvor geschrieben, dass die Scheibe ein Re-Release des Erstwerkes darstellt. Die Band zeigt gute Anlagen in allen Kategorien und gerade die Texte überzeugen mich in ihrer Tiefe und Stimmigkeit. Also sie wissen zumindest, wie man eine Atmosphäre schafft, das ist wichtig. Musikalisch sind sie versiert und bestechen durch eine Vielfalt von Stilmitteln, die sie stimmig verwenden. Das Album ist eher kontemplativ und nicht als Partyscheibe tauglich. Eher zu einer guten Flasche Wein um sich in Dekadenz ins Delirium zu flüchten. Also kann ich hier leider nicht von Hit-Potential bezüglich Feiertauglichkeit sprechen - dieses Attribut würde ich erstmal keinem der Songs zusprechen. Aber für eine atmosphärische Scheibe ist es ziemlich gut geworden.
Ein Manko in meinen Augen ist, dass 2 von 7 Songs eher füllenden Charakter haben, denn als vollwertige Songs anzusehen sind. Da hilft auch kein Bonustrack, den man ins Re-Release packt, um die Spielzeit etwas zu strecken, die mit 51 Minuten dann doch recht großzügig ausfällt. Ich denke, man darf den Jungs trotzdem gratulieren und daher
... gibt es auf jeden Fall 4.5 von 6 Pommesgabeln!