Bewertung 5/6 Pommesgabeln
Genre Power Metal
Label Napalm Records
Releasedatum 17. Juli 2015
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Powerwolf - Blessed and Possessed

17. Juli 2015, 19:39 - powerwolf, review, napalm-records - geposted von DocDesastro

Seid gegrüßt, Schergen - egal, ob ihr ausseht, wie Ü-Ei Kapseln oder nicht. Ich habe den Tag lange herbeigesehnt, da die neueste Scheibe Blessed and Possessed der Wölfe aus Saarbrücken erscheint. Und heite, am 17. Juli im Jahre des Herrn 2015 ist sie endlich da. Doc war also im lokalen Blöd-Markt und hatte direkt zwei Versionen zur Auswahl. Einmal die Standard-Version, also Jewel-Case für ca. 18€ und die limitierte Fassung im edlen Schuber als Doppel-Album für satte 27€. Das ist ne Menge Holz, die Band setzt die Preise auch nicht fest, sondern die Händler und ich wusste auf die Schnelle auch nicht von einer kostengünstigeren Alternative, also habe ich mir als Fan natürlich die limitierte Fassung gegönnt. Diese Variante kommt mit einem 2. Silberling namens Metallum Nostrum, welcher 10 Coversongs von Bands beinhaltet, welche die Band maßgeblich beeinflusst haben. Das Album ist einem Michael "T" Trengert gewidmet, einem Freund der Band.

Wer sich unter Powerwolf nichts vorstellen kann, für den seien folgende Infos nützlich.
Die Band um die Gebrüder Greywolf zeichnet sich durch folgende Qualitäten aus: Humor, Power Metal und tolle Live-Shows. Habe ich Humor erwähnt? Die Jungs nehmen sich durchaus selbst nicht ganz ernst und dies spiegelt sich auch in einigen ihrer Songs wieder. Ich meine, 5 Gestalten im Priester-Look incl. Corpsepaint singen Songs wie Resurrection by Erection oder Catholic in the Morning, Satanist at Night. Das verspricht Spaß pur. Die Band benutzt dabei sakrale Stilelemente als Teil ihrer Bühnenshow oder teilweise Latein in den Liedtexten. Der Frontmann Attila Dorn legt einen tollen Gesang im Opernstil hin und Keyboarder Falk Maria Schlegel betätigt sich als Organist. Was dabei rauskommt, ist bombig.

Die Band besitzt eine Homepage, auf der man sich auch das offizielle Musikvideo zum Song Army of the Night anhören kann. Die Band selber ist unter den Namen der Bandmitglieder auf Facebook unterwegs und auch der offizielle Fanclub Cultus Luporum ist auf Facebook unterwegs.

Zum Release eines neuen Albums gehört auch eine Tour dazu. Zu den Wolfsnächten 2015 reisen die fünf samt Roadcrew durch Deutschland und einige europäischen Metropolen wie London, Paris, Straßburg oder Antwerpen. Die Tour geht vom 4.9. bis zum 7.11. - es lohnt sich. Ich habe die Jungs live erlebt und kann sie wärmstens empfehlen. Außerdem diesmal dabei: Orden Ogan, Xandria und Civil War.


Review:

Legen wir die Scheibe also ins Desastrotron™ und hören mal rein. Es erwarten uns 11 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 45:42 Minuten

Powerwolf-typisch startet der erste Song Blessed and Possessed. Erst episch mit Orgel und lateinischen Worten und dann knallt es schon rein. Eingängiger Riff, zweigeteilte Strophe a je 4 Zeilen, dann Brücke, dann Refrain, das ganze zwei mal - klassisch. Treibende Doublebässe sorgen für eine angenehme Geschwindigkeit. Power Metal? Sollt ihr haben! Ein tolles Solostück an den Gitarren gibt es auch noch als Schmankerl. Zum Abschluss nochmal Gesang auf Latein und den Refrain. Fazit: Das Rad hat hier niemand neu erfunden, aber supersolide Arbeit geleistet. Fans der Band freuen sich also schonmal über ein weiteres Lied mit Dingen, die sie an der Band schätzen.

Machen wir weiter mit dem Song Dead until Dark.
Mich dünkt, im Anspiel ist ein wenig Einfluss von Iron Maiden zu hören, aber schon sehr schnell erweist sich der Song als rasantes Stück mit Lust auf Kopfnicken. Den könnte ich mir auch live sehr gut vorstellen. Das würde schon Laune machen. Der Refrain lädt förmlich zum Mitsingen oder -gröhlen ein. Roel van Helden peitscht in gehobenem Tempo durch den Song. Es klingt frisch, energetisch und macht Spaß.

Song Nummer 3 lautet Army of the Night und den dürft Ihr Euch ja auch auf der Homepage anhören. Daher halte ich mich hier kurz und überlasse das Urteil euch.
Meins lautet kurz und knapp: Der Song ist ein Hit. Und das Video, was man sich ansehen darf ist gut gemacht. Hach ja... würde es in der katholischen Kirche solche Messen geben - die bräuchten keine Kirchensteuer mehr, die könnten Eintrittsgeld verlangen und wären ausverkauft. Naja, gehn wir also weiter auf Konzerte :)

Armata Strigoi heißt der nächste Titel. Interessante Rhythmen lotsen uns stakkato-artig durch den Song. Klare Klänge, ein hörenswertes Solo und leichte Polka-Anleihen würzen das Stück subtil ab. Schmeckt ganz gut, was die da gekocht haben. Der Instrumentalanteil ist in diesem Stück recht hoch und zeigt uns deutlich, warum die fünf eine eingespielte Einheit sind. Da passt einfach alles und man kann da niemanden einfach austauschen. Jeder von ihnen ist wichtig, damit das Lied gelingt.

Langsamer und getragener geht es mit We are the Wild weiter. Etwas Ruhe tut zwischendrin gut. Schwere wird hineingeschreddert und das Tempo wird angenehm gestaltet, sodass wir eine Art Halb-Ballade erhalten. Die Orgel kommt in diesem Stück besonders gut zur Geltung. Bei diesem Stück würde ich live wahrscheinlich das Feuerzeug zücken. Der Song bietet auch Platz zum Mitsingen und ist recht eingängig und schon nach 1-2 mal hinhören für den Hörer zu erschließen. Ich bin mal echt gespannt, ob dieser Song auf der Setlist auf den Wolfsnächten 2015 erscheinen wird.

Higher than Heaven - dorthin wollen wir uns als nächstes begeben. Oho, das Tempo zieht wieder gut an. Das Lied selber hat etwas frankensteinmäßiges an sich. Melodisch scheint es nach mehrmaligen Hören aus Elementen anderer Powerwolf-Songs zu bestehen. Die Drums klingen nach Werewolves of Armenia der Rest mutet stark nach In the Name of God (Deus Vult) an. Ein Paar Elemente sind neu, aber dieser Song erscheint mir etwas zu aufgewärmt. Gutes Stück, wenn man das ignoriert, aber erweckt stark den Anschein von Déja-vu.

Christ and Combat besingt die Kreuzzugthematik. In gehobenen Tempo galoppieren wir also gen Jerusalem und besingen das Schicksal der Ritter, die dort 1097 ihr Leben aushauchten. Über Geschichte und Schlachten zu singen verkauft sich ja auch bei Sabaton und anderen Bands gut. Handwerklich vorzüglich gestaltet ist dies hier ebenfalls ein gut produzierter Song, der auf die Schnelle nicht langweilig werden wird.

Jetzt wird es lateinisch: Sanctus Dominus heißt es nun. Dieser Song betont an mehreren Stellen die gute Arbeit an den Gitarren. Hymnisch-sakral erschließt sich der Song dem Hörer. Eine Art gesungenes Gebet lässt mich mit einem Lächeln erkennen, warum ich damals mein Latinum machte - so kann ich wenigstens verstehen, was die da singen. Dieser Song hebt sich insofern heraus, dass es wenige Bands gibt, die Latein mit Headbangen assoziieren. Ein gutes Solo rundet das Ganze noch ab. Bravo - gut gemacht!

Mit der Sacramental Sister geht es nun weiter. Der Song klingt episch an. Inhaltlich geht es um das Doppelleben einer Nonne zwischen Bibel und Lust. Der Rhythmus klingt neu und frisch und das Lied besticht durch angenehme Tempowechsel und Wechsel der Stilmittel. Das Solostück ist besonders hörenswert. Bislang vermisse ich hier einen albernen Song, aber gut, man kann ja nicht immer die gleichen Flachwitze reißen.

All you can Bleed - nein das ist keine Werbung für ein transsilvanisches Restaurant nebst Buffet für Blutsauger, sondern der nächste Song auf der Scheibe. Nummer 10, um genau zu sein. Hier wieder ein schnelles Stück in charakteristischem Gewand. Fans werden den Song lieben. Meiner Meinung haben die Wölfe hier alles richtig gemacht. Vielleicht ebenfalls einen Tick zu "Auf Nummer sicher", aber konservativ muss ja nicht schlecht sein.

So, Finale furioso? Let there be Night ist ein Stück mit über 7 Minuten Länge. Der Text dazu passt auf einen Bierdeckel...was könnte das sein? Dieser Song ist jedenfalls episch angehaucht. Balladig wandern wir also durch die Nacht. Der Song ist ein würdiger Ausklang für die Scheibe. Nach 4:40 klingt der Song allerdings aus und weicht Regen, Glockengeläut aus der Ferne und Gewitter und lässt das Album in Stille ausklingen.

Wer die limitierte Scheibe hat, für den geht der Spaß auf CD 2 weiter. Hier lässt sich die Band auf Coversongs von diversen Bands ein, die sie maßgeblich beeinflusst haben. Also ein Tribute-Album mit 10 Tracks. Wir finden unter anderem Ozzy Osbourne, Iron Maiden, Judas Priest (gleich 2x), Savatage, aber auch Amon Amarth. Den Song Night Crawler gab es schon mal vorher auf der EP The Rock Hard Sacrament, welche als Beilage zu besagtem Musikmagazin zu erwerben war, kurz bevor Preachers of the Night erschien. Selbiges gilt auch für den Song Headless Cross. Aber nichtsdestotrotz ein echtes Schmankerl und für 10€ Aufpreis nicht zu teuer. Naja, für mich hätten auch knapp über 20€ gereicht dafür.


Tracks:

Blessed and Possessed

  1. Blessed & Possessed [4:42]
  2. Dead Until Dark [3:49]
  3. Army Of The Night [3:21]
  4. Armata Strigoi [3:59]
  5. We Are The Wild [3:41]
  6. Higher Than Heaven [3:30]
  7. Christ & Combat [3:39]
  8. Sanctus Dominus [3:22]
  9. Sacramental Sister [4:36]
  10. All You Can Bleed [3:44]
  11. Let There Be Night [7:19]

Gesamtspielzeit: 45:42 Minuten

Metallum Nostrum (Limited Edition)

  1. Touch Of Evil [Judas Priest] [5:40]
  2. Conquistadores [Running Wild] [4:45]
  3. Edge Of Thorns [Savatage] [6:00]
  4. Power And Glory [Chroming Rose] [4:54]
  5. Out In The Fields [Gary Moore] [4:16]
  6. Shot In The Dark [Ozzy Osbourne] [4:11]
  7. Gods Of War Arise [Amon Amarth] [5:53]
  8. The Evil That Men Do [Iron Maiden] [4:31]
  9. Headless Cross [Black Sabbath] [6:09]
  10. Night Crawler [Judas Priest] [5:42]

Gesamtspielzeit: 52:01 Minuten


Line-Up:

  • Charles Greywolf (Bass/Gitarre)
  • Matthew Greywolf (Gitarre)
  • Attila Dorn (Gesang)
  • Falk Maria Schlegel (Orgel/Keyboard)
  • Roel van Helden (Schlagzeug)

Fazit:

Nun, kommen wir zum Ende: Die Band liefert saubere Arbeit ab und die Scheibe besitzt mit 1-2 Hits und zwei Songs mit Live-Qualitäten eine gesunde Mischung aus konservativ-bewährtem Stil und Routine. Seelenlos kann man dies nicht nennen, aber auch nicht innovativ. Ich habe ein wenig beim Song Christ & Combat gestutzt, der so ähnlich klang wie zwei andere Lieder derselben Band. Den Käufer erwartet Power-Metal in sakralem Gewand. Die Scheibe ist sicherlich ihr Geld wert, wobei die Limitierte schon tiefe Löcher in die Geldbörse reißen kann - nicht jeder Fan hat einen guten Job und schüttelt mal eben fast 30€ für ein Album aus dem Arm. Aber wie bereits oben erwähnt, hat die Band mit der Preisgestaltung nichts am Hut, daher will ich denen das nicht anlasten. Doc sagt Daumen hoch, spricht eine Kaufempfehlung aus und daher...

... gibt es auf jeden Fall 5 von 6 Pommesgabeln!