Knock Out Festival 2012 - Nachbericht

17. Dezember 2012, 03:33 - knockout-festival, nachbericht - geposted von ThiefMaster

Wir haben Montag früh, 3 Uhr nachts. Das Knock Out Festival 2012 ist also seit ca. 26 Stunden vorbei und die meisten Besucher dürften wieder ausgenüchtert zuhause sein und sich auf die letzte Arbeitswoche vor Weihnachten freuen. Für alle, die nicht auf dem Knock Out Festival waren, haben wir von ROCKYOU.fm einen kurzen Bericht für euch - schließlich sollt ihr wissen, wieso es sich bestimmt lohnt, nächstes Jahr einen Abstecher nach Karlsruhe zu machen.

16:50 - am Einlass sind nur noch wenige Leute zu sehen und auch an den Abend- und Gästelistenkassen herrscht kein Andrang mehr. Also schnell den Pressepass abgeholt und 5€ gespendet (dazu später mehr) und nichts wie rein. Kaum drinnen hört man auch schon metaltypisch E-Gitarre und Schlagzeug: Brainstorm haben bereits kurz vor 17 Uhr angefangen zu spielen. Wer den Bericht von letztem Jahr gelesen hat oder selbst regelmäßig auf Festivals/Konzerte geht mag sich nun fragen: wieso geht jemand so knapp auf ein Festival? Nun ja, das liegt an dem "tollen" (nein, das ist garnicht ironisch gemeint!) Fußballspiel was im Karlsruher Wildparkstadium am selben Tag stattfand und damit die Anfahrtsdauer mal eben verdoppelt hat. Aber bevor ich euch weiter mit langweiligen Lokalnachrichten langweile machen wir lieber mit dem Festivalbericht weiter. Wie üblich gab es auch dieses Jahr in der Europahalle mehr als genug zu futtern und trinken - wie auf Festivals so üblich war Bier natürlich das wichtigste Nahrungsmittel; aber auch "richtige" Fressalien in Form von Brezeln und Würsten waren zu haben.

16:55 - wie gerade schon erwähnt eröffnen die badischen Powermetaller von Brainstorm das fünfte Knock Out Festival. Mit gut 35 Minuten Spielzeit handelt es sich dabei um einen eher kurzen Gig - dennoch ist die Stimmung bereits richtig gut. Power Metal eignet sich wohl doch besser zum Festivalauftakt als klassischer Hardrock.

Eine Stunde später schlugen die Herzen der älteren Rocker und Metaller höher - Bonfire betrat die Bühne. Bei der Begrüßung des Publikums ließ es sich der Frontmann nicht nehmen kurz das zuvor zähneknirschend erwähnte Fußballspiel zu kommentieren. Glücklicherweise hielt sich das aber stark in Grenzen und nach wenigen Worten ließen die Jungs (wobei, so jung sind die nicht mehr - die Band gibt es schließlich schon seit 40 Jahren) ihre Instrumente sprechen. Anders als beim eher (Brain-)stürmigen Festival-Opener ging es bei Bonfire eher gemütlich zu, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Schließlich ist das Festival noch lang und man will ja nicht schon nach der zweiten Band schlapp sein.

Gegen 19 Uhr war es an der Zeit, eine schwarze (oder eher blutrote?) Metalmesse zu zelebrieren: Powerwolf stürmen die Bühne und benebeln die vordersten Reihen direkt mit etwas Weihrauch. Wer jetzt befürchtet, dass es sich bei den Wölfen um eine katholische oder anderweitig religiöse Band handelt muss allerdings keine Angst haben. Mit Hits wie Sanctified with Dynamite ("Ehre sei Gott we explode") oder der phallusverehrenden Resurrection by Erection käme man im Vatikan wohl nicht sehr weit. Bei den Metallern auf dem Knock Out Festival dafür umso mehr. Das Publikum ist am Tosen und in der ersten Reihe finden sich einige Powerwolf-typisch weiß geschminkte Fans und sogar eine junge Nonne hat sich dorthin verirrt. Dass Matthew Greywolf aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten konnte und daher von Markus Pohl (Mystic Prophecy) ersetzt wurde merkte man höchstens daran, dass ein unerwartetes Gesicht auf der Bühne war - das Konzert selbst war wie zu erwarten Klasse. Powerwolf war für mich ganz klar einer der Höhepunkte des Abends und es würde mich kein bisschen wundern wenn die Band eines Tages als Headliner zurückkehrt.

20:30 - es wird schweizerisch; Krokus treten auf die Bühne und eröffnen ihr Konzert mit einer epischen Melodie, die sich auch als Intro eines Star-Wars-Films eignen würde. Man merkt durchaus, dass es sich um ihr einziges Konzert dieses Jahr handelt: Einige Fans sind extra aus der Schweiz angereist um sie zu sehen und dementsprechend sah man auch die eine oder andere schweizer Flagge im Publikum. Da die TulpenKrokusse aber unabhängig von der Anzahl ihrer Konzerte alles andere als faul sind verbrachten sie dieses Jahr viel Zeit im Studio um Anfang 2013 ein neues Album releasen zu können. Wie sich vermutlich schon fast jeder denken kann gab es auch neue Songs wie Rattlesnake zu hören. Fazit: Guter Oldschool-Hardrock der sich definitiv hören lässt auch wenn man eher in anderen Musikrichtungen (wie z.B. Power Metal) zuhause ist.

Pünktlich um 22:00 steht ein besonderer Gig an auch und die Anzahl der Brüste auf der Bühne (und damit sind keine Manboobs gemeint) steigt deutlich an: Die Mädels von Lady's Voice singen unter dem Motto "Unsere Stimmen gegen Krebs" zuerst einen Song der ein wenig nach Doro klingt und covern danach zusammen mit dem Sänger von Pink Cream 69 einen absoluten Klassiker: Highway to Hell. Während des gesamten Festivals wurden über 1000 Euro gespendet und dazu kamen noch die von jedem auf der Gästeliste gespendeten 5€. Auf jeden Fall eine tolle Aktion die auch zeigt, dass Metaller nicht nur irgendwelche langhaarigen asozialen Spinner sind wie manchmal gerne behauptet wird.

Direkt im Anschluss - die Uhr sagt 22:10 - ist Zeit für im Zeichen des Kürbis stehenden Co-Headliner des Festivals: Helloween. Die Antwort auf den Auftakt Are You Metal ist wie kaum anders zu erwarten ein lautstark gegröltes "JAAAAAAAAAAA" und neben zeitlosen Hits wie If I Could Fly schaffte es mit Burning Sun auch ein Song vom im Januar erscheinenen Album Straight Out Of Hell auf die Setlist. Das Album wird definitiv heiß! Aber wenn es direkt aus der Hölle kommt muss das ja auch so sein. Frontmann und Songwriter Andi Deris lässt es sich nicht nehmen, von Zeit zu Zeit auf seine Karlsruher Herkunft anzuspielen und beim Drumsolo zur Halbzeit bebt die Halle. Als Zugabe spielten die Kürbisköpfe noch DEN Helloween-Song schlechthin: Dr. Stein - natürlich wurde fleißig mitgesungen. Man kann abschließend definitiv sagen, dass Helloween ein mehr als würdiger (Co-)Headliner ist der gerne wieder auf dem Knock Out Festival spielen darf.

Gegen Mitternacht war es dann endlich soweit: Der Headliner In Extremo war an der Reihe. Wie bei einem Headliner zu erwarten gab es viele Pyro-Effekte und auch die Flammenwerfer auf der Bühne hatten kaum Zeit abzukühlen. Die Setlist enthielt eine gute Mischung aus Klassikern wie Herr Mannelig oder Erdbeermund und Songs vom neuesten Album Sterneneisen. Gerade bei den Klassikern bot sich eine gute Gelegenheit zum Mitsingen, wobei man allerdings durchaus merkte, dass das Publikum so langsam müde wurde.

Mein Fazit:

Das fünfte Knock Out Festival ist immernoch ein Geheimtipp. Gut besucht aber nicht überfüllt - man kommt auch zu fortgeschrittener Zeit noch problemlos in die vorderen Reihen - bietet es hochkarätige Bands in einer gemütlichen Atmosphäre und das in meinem Fall quasi direkt vor der Haustür. Was will man mehr? Auch an den Veranstalter geht ein Lob - nachdem die zahlenden VIPs bereits letztes Jahr schicke Lanyards inkl. laminierten VIP-Pässen erhielten gab es selbiges dieses Jahr auch für die Pressepässe. Auch die Stoffbändchen dürften an so manchem Metaller-Arm gute Gesellschaft neben den Bändchen von Wacken & Co gefunden haben.

Für mich persönlich waren Powerwolf und Helloween die Headliner (auch wenn die Running Order bzw. Festivalwebsite dazu was anderes sagt ;)) - aber die Geschmäcker sind was das angeht ja verschieden und ich denke es war für jeden etwas da. Metalcore gab es zwar keinen aber das war mir persönlich sehr recht.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass das Festival Spaß gemacht hat und ich auch beim nächsten Knock Out Festival - also hoffentlich 2013 - definitiv wieder vor Ort sein werde.

Update: Inzwischen sind die Fotos ebenfalls online. Ihr findet sie wie üblich in unserer Galerie.