Wacken 2014 - Nachbericht
18. September 2014, 23:25 - festival, nachbericht, wacken - geposted von SaniToeterBesser spät als nie, das war ja schon immer das Motto unserer Nachberichterstattung vom Wacken Open Air. Zwar schweben alle am diesjährigen Ausflug in den schönen Norden beteiligten Personen immer wieder in Nostalgie, das ändert aber nichts daran, dass uns der Alltag wieder eingeholt hat und wir damit beschäftigt sind.
Trotzdem, Nostalgie muss sein und daher schwelgen wir jetzt ein wenig gemeinsam in Erinnerungen.
Das Wacken Open Air, weltweit größtes Heavy-Metal-Festival. Mekka für zehntausende Pilger, die sich jedes Jahr auf den Weg machen um gemeinsam die gepflegten Äcker Schleswig-Holsteins aufzuwühlen und mächtig Krach zu machen. Im Jahr 2014 jährte sich das W:O:A zum 25. mal. Viele hatten daher ein bombastisches Jubiläums-Spektakel erwartet, welches mit vielen Überraschungen und hochkarätigen Bands aufwartet. Ob diese Erwartungen bestätigt werden konnten liegt im Ermessen eines einzelnen, in vielen Gesprächen hat unser Promo-Team auf den Campgrounds und dem Infield jedoch leichte Enttäuschung heraus gehört. Die Bandauswahl war im Vorfeld nicht ganz so riesig, viele spekulierten über zu hohe Ausgaben aus dem Jahr 2013 (Rammstein), die im Budget von 2014 verrechnet werden mussten. Das bisherige Billing für das Jahr 2015 scheint diese Befürchtung auch zu bestätigen. (Es ist ja schon fast Oktober, da kann man mal ein bisschen Spekulatius verteilen.)
Die Veteranen unter den Wacken-Gängern kennen das Phänomen: irgendwie werden um einen herum immer alle jünger. Das hat natürlich überhaupt gar nichts damit zu tun, dass man selber älter wird (so etwas würden wir auch niemandem unterstellen)! Mit jedem Wacken wird jedoch immer deutlicher, wie sehr sich das Festival mittlerweile einem "Mainstream"-Publikum annähert, welches nicht mehr für den puren, geilen Heavy Metal, sondern für die Party da ist. Auf den Campgrounds sieht man daher immer häufiger ganze Gruppen von Leuten, die selbst bei den Headlinern nur auf dem Campground sitzen, laut Rammstein hören und sich volllaufen lassen. Fanden wir schade.
Auf dem Infield war 2014 "alles beim alten". Langsam bemerkt man, dass die Organisatoren des Veranstalters ICS ein Konzept gefunden haben, dass zur Größe des Festivals (seit 2008 konstant 75.000 offizielle Besucher) passt, und keine Experimente mehr nötig haben. Einziger Wermutstropfen dieses Jahr für die RockYou.FM-Crew war der verlagerte VIP/Presse-Zeltplatz, welcher sich jetzt nicht mehr direkt am Infield befindet sondern mit Shuttlebussen ausgelagert ca. 25 Marschminuten von den Bühnen entfernt. Im Gegensatz zu vielen auf dem Zeltplatz anwesenden Kollegen fanden wir die Änderung gar nicht mal so schlecht, schließlich ist der neue Zeltplatz ungefähr doppelt so groß wie die vergangenen Jahre und bietet daher einiges mehr an Platz für die anwesenden Gäste (das Stapeln von Zelten fällt daher aus).
Die Besucher auf dem Presse-Campground waren wie immer sehr nett und zuvorkommend, die sanitären Einrichtungen konnten sich sehen lassen (endlich ein Wacken, auf dem man zwei Mal am Tag duschen gehen kann) und es gab sogar ein kostenpflichtiges Catering in Form der auf den sonstigen Campgrounds ebenfalls vorkommenden "Wacken Supermarkets". Dort gab es von Frühstück über Mittagessen bis hin zu Grillgut am Abend alles, was das verwöhnte VIP-Herz begehrt, wenn das Portemonnaie entsprechend ausgestattet ist.
Kleine Anmerkung am Rande für das Team und die Bandmitglieder von Endstille, die neben uns gezeltet haben: Beim nächsten Mal dann nicht nur Kohle und Fleisch, sondern auch einen Grill mitbringen, nech? ;)
Kommen wir zu den Konzerten, die unser Team glücklich besucht hat:
Mittwochs ging es nach nichtmal zwei Stunden Schlaf, dafür aber schon mit einer Menge Bier im Schädel los mit Vogelfrey. Die Mittelalter-Folk-Band rockte die Menge ganz gut, da es sonst noch nicht viel zu bestaunen gab war das Publikum auch entsprechend gut gelaunt. Im Anschluss musste einer unserer fleißigen Mitarbeiter erstmal ärztlich versorgt werden (Diagnose: Entzündung im Gehörgang. Spruch des Arztes: "Also am Besten wäre, sie legen sich jetzt erstmal ne Woche in Ruhe zu Hause vor den Fernseher und achten darauf, nichts lautes zu hören..." - Ihm ist dann immerhin noch selber aufgefallen, dass das die nächsten vier Tage flach fällt). Für die Anderen gab es noch Faun auf die Ohren, die neue Lieder von Ihrem aktuellen Album Luna zum Besten gaben und auch so trotz der eigentlich eher gemächlicheren Musik, die diese Kapelle produziert, das Feld vor der Wackinger Stage gut rockten.
Donnerstag dann der erste "richtige" Festivaltag. Schnell die Zähne geputzt, zwei Bier getrunken, den Grill angeschmissen, noch drei Bier getrunken und los geht es. Den Anfang machten Fiddler's Green auf der Wackinger-Stage. Schneller irisch angehauchter Fiddel-Punk, die Laune stieg rasant an. Anschließend auf den Hauptbühnen die Bands des Abends: Hammerfall präsentierten eine mächtige, aber etwas "routiniert" wirkende Show, die auf einige Kracher (erwartungsgemäß) verzichtete. Erstaunlicherweise kam dieses Jahr vor dem Auftritt von Hammerfall gar kein Sicherheitsfuzzi auf die Bühne, um uns darüber zu belehren, dass die Wall of Death in Wacken verboten ist. Vielleicht hat man gelernt, dass Verbote bei 20.000 Metalheads vor der Bühne sowieso nichts bringen. Vielleicht gab es auch gar keine Wall of Death und alle haben in Wahrheit Gänseblümchenketten gebastelt. Ok, die Stimmung war trotzdem richtig gut. Das für mich mit Abstand beste Konzert des ganzen Festivals sollte jedoch folgen: Steel Panther gaben sich die Ehre. Die aufgetakelten Metal-Schwuchteln mit Hang zum Kokainverbrauch machten eine richtig geile Show, nahmen das ganze Publikum (und jede Menge nackte Oberkörper von mehr oder weniger hübschen Frauen) für sich ein und spielten einige ihrer Klassiker. Schade, dass bei 45 Minuten Spielzeit durch den Hang zum Erzählen wenig Zeit für Musik blieb. Saxon im Anschluss daran konnten tatsächlich von der vorher entfachten Euphorie der Menge noch ein wenig abgreifen, insgesamt leerte es sich jedoch schnell wieder im Infield. Wir sind auch lieber Russkaja gucken gegangen. Der Psycho-Traktor hat alle in Rage gepeitscht und im Bullhead City Circus war die Luft zu knapp. Ein Schweiß- und Bierbad der Emotionen. Richtig krachend wurde es noch bei Accept, die als Headliner der "Night to Remember" einen fetten Auftritt hinlegten und musikalisch überzeugten. Die Stimmung war groß, alle waren nass geschwitzt und anschließend ging es wieder an den Grill.
Als Fazit bleibt uns zu sagen, dass wir trotz der gewonnenen Routine und vielen Gewohnheiten immer wieder positiv überrascht werden von Wacken und seinen Leuten. Wir werden nächstes Jahr wieder auf dem W:O:A rocken und für euch berichten, Fotos schießen, Geschichten sammeln und uns darüber aufregen, dass die ganzen Kinder uns die Show stehlen. Insofern - see you next August in Wacken - Rain or Shine!
Apropos Fotos. Die gibt es natürlich wie immer in unserer Galerie zu sehen: https://www.rockyou.fm/gallery/40-wacken-2014/all