Wacken 2017 Resumé
25. August 2017, 22:54 - festival, wacken - geposted von ballOOnheadDie Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Wacken war recht groß. Die angekündigten Bands waren da eher nebensächlich. Die Stimmung drumherum und das Campen waren das Hauptziel.
Kaum am Dienstag angekommen wurde das Zelt schnell aufgestellt, die Liegen ausgebreitet und erstmal eine kleine Besichtigung des Geländes vorgenommen. Ein Fußmarsch von ca. 15 Minuten bis hinunter zum Hauptgelände hat schon die ersten wichtigen Points of Interest im Gehirn eingeprägt. Toiletten mit Spülung und Duschen. Diese waren auf den Campingpllätzen zwar vorhanden, aber prozentual schwer in der Unterzahl zu der schieren Menge an Campern. Da halfen auch die wenigen zusätzlich aufgestellten Dixis nicht weiter. Man stand zu den Stoßzeiten für die Toilettenanlagen immer in einer doch recht langen Schlange. Wer seine Notdurft auf den letzten Drücker gerade eben mal verrichten wollte, hat sich gewiss etwas anderes gewünscht. Auf dem Hauptgelände selber haben wir nur noch die Spültoiletten gesehen, die immer von fleißigen Mitarbeitern saubergemacht und nachgefüllt wurden.
Die ersten beiden Tage war das Gelände noch gut begehbar und man brauchte keine Gummistiefel um überall hinzukommen. Jedoch am 3. Tag gab es einen kurzen aber sehr heftigen Schauer, der nahezu alles unter Wasser setzte. Dem Schlamm war nun der Weg geebnet. Von nun an wurde die Schlammparty immer härter gefeiert und von den vielen gelegten Drainagen merkte man nichts mehr. Im Gegensatz zu 2007, wo der Regen eine Woche vorher alles unter Wasser gesetzt hatte, man aber danach mit ausgelegtem Stroh sämtliche Flächen begehbar hinbekommen hatte sah es dieses Mal schlimmer aus als in einem Schweinestall nach einem Monat Monsun. Aber mal ehrlich, was wäre Wacken ohne Schlamm?
10-30 cm tiefer Schlamm auf dem gesamten Infield trieb die Metaller an mehr Beinarbeit zu verrichten und sich auf Schlammlöcher zu konzentrieren. Diese Situation könnte von der Organisation schon vorhergesehen worden sein: Darum gab es die einzigartigen Bierpipelines, die von außerhalb über zuvor gelegte Leitungen das Bier direkt an die Getränkestände im Infield pumpten. Diese Innovation sollte bei jedem größeren Festival eingeführt werden. Warteschlangen wegen wechselnder Bierfässer wurden damit eliminiert, obwohl man noch immer eine Weile auf sein Bier warten durfte.
Die in diesem Jahr erstmals als Test eingeführte Bezahlmöglichkeit (vom Testlauf im VIP-Bereich im vorherigen Jahr abgesehen) mit einer PrePaid-Wackenkarte habe ich als alter Hase natürlich genutzt, aber nur teilweise für gut befunden. Zwar wurde die Karte auch von den herumlaufenden Bierrucksackträgern per Handy akzeptiert, aber als Test hätte ich direkt das gesamte Festivalgelände mit dieser Zahlmöglichkeit ausgestattet. Zusätzlich hätte ich auch anstelle einer Karte direkt ein Bändchen mit Zahlchip bevorzugt, da dieses deutlich einfacher zu handhaben wäre.
Unser erster Besuch galt dem Wasteland, das angenehm gestaltet und gut bevölkert wurde. Die Wasteland Warriors haben ihre Posen im Griff und bringen Stimmung auf den Platz. Durchs Wackinger Village hindurch ging es zu den zahlreichen Verkaufsständen, die natürlich erstmal alle abgeklappert werden mussten. Vieles war einfach nur stark überteuert wie bei solchen Ständen üblich, aber die mir bekannteren Stände hatten dann wieder humanere Preise, vor allem bei Patches die ja bei keinem Metaller fehlen dürfen.
Der Biergarten war eigentlich immer gut gefüllt - egal ob jemand dort spielte oder nicht. Die Stimmung dort war einzigartig und tatsächlich habe ich dort meinen bisher besten Hotdog überhaupt gegessen. Allerdings habe ich dort auch den Megaregen mitbekommen. Kurz danach musste ich mir doch tatsächlich wegen meiner zu Hause vergessenen Gummiüberstiefel ein paar neue Gummistiefel kaufen. Da in Größe 50 nichts vorhanden war konnte ich noch froh sein Stiefel in Größe 48 zu bekommen. Fast 4 Tage lang Schuhe zu tragen, die 2 Nummern zu klein sind ist DIE HÖLLE. (Anmerkung der Redaktion: PUSSY!)
Die Musik. Ja deswegen fahren doch eigentlich alle zum Wacken. Mal ehrlich, mich haben die Leute schon vor zehn Jahren davor gewarnt, dass das W:O:A inzwischen zu einer Touristenveranstaltung mutiert sei. 2007 habe ich nur am Rande ein paar Leute gesehen, die wie Normalos oder Technos aussahen. Dieses Jahr habe ich tatsächlich eine sehr große Menge Menschen gesehen, die überhaupt nicht nach Metal aussahen. Die sind jedoch überhaupt nicht aufgefallen, haben sich nicht aufgedrängt und haben auch die Atmosphäre auf dem Festivalgelände sehr genossen. Die Chillout-Area von Corona hat dabei gewiss geholfen. Diese lag genau zwischen den drei Hauptbühnen und dem Biergarten, sodass man dort von allen Seiten beschallt wurde und sich im Sand etwas ausruhen konnte.
Die Musik... zum zweiten. Erstes Highlight (für meine Lebensgefährtin) war Volbeat aus der dritten Reihe zu schauen. Warum die Leute so auf Volbeat stehen kann ich noch immer nicht nachvollziehen. Die Stimme von Michael Poulsen ist mir persönlich zu aufdringlich.
Accept hat eine Wahnsinns-2-Stunden-Show abgeliefert - einschließlich Orchester. Wolf Hoffmann hat sich auf seiner Gitarre so richtig ausgetobt und die Menge zu massivem Beifall bewegt.
Emperor hat in alter Manier nur die Klassiker gespielt, bei denen sich meine Lebensgefährtin sichtlich unwohl fühlte und wir vorzeitig den Platz verließen. Die Geschmäcker sind eben unterschiedlich.
Rage war auch ohne Victor Smolski ganz gut, aber hat mich nicht ganz überzeugen können.
Alice Cooper hat am Samstag fast das gesamte Gelände gefüllt. Die größten Schlammrinnsale wurden dann doch nicht von den Leuten belegt - scheinbar war der Alkoholpegel dafür noch nicht hoch genug. Sofern man keine Schlammphobie hatte, kam man also immer gut durch. Die abgelieferte, versprochene Horrorshow war natürlich nicht so spektakulär wie es die abgestumpfte Horrorjunkiegesellschaft sonst gewohnt war, aber trotzdem ein Highlight auf dem Festival. Vor allem weil die Sonne alle Gemüter aufgewärmt und die Gitarristin Nita Strauss allen noch einmal deftig eingeheizt hat.
Weitere Bands die sich in meinem Gedächtnis eingeprägt haben sind rar gesät, aber positiv erwähnen muss ich auf jeden Fall noch British Lion, Annihilator, Sub Dub Micromachine, Tankard (konnte ich auf den Zeltplatz Y noch gut hören) und natürlich Grave Digger, die einen Videoclip in meinem Stammclub gedreht haben. Siehe Clip unten
Die kleine Nebenhalle beim Bullhead City Circus haben wir einmal kurz besucht. Dort liefen meist Wrestlingshows und YouTube-Aufnahmen. Dort habe ich mir eine kleine Jägermeisterflasche mit Wackenaufdruck abgegriffen und man kann mich tatsächlich noch auf dem YT-Video sehen.
Die Rückfahrt war das schlimmste überhaupt. Die Ferienzeit in einem Bundesland war scheinbar zu Ende und das hat die ca. fünfstündige Hinreise mit einer geilen zehnstündigen Rückreise überschattet. Eine Baustelle nach der anderen, ein Stau nach dem anderen. Das ist jedoch eine andere Geschichte.
Fazit: Bei diesem Schlamm bringt mich so schnell zwar keiner mehr auf Wacken, aber der Spaß hat sich von dem Wetter nicht beeinflussen lassen. Hier gilt der Spruch: Nur die Harten kommen in den Garten.