Tagebuch vom W:O:A 2013
1. August 2013, 10:44 - festival, wacken, wacken-2013 - geposted von SaniToeterMittwoch, 31.07.2013, 03:00 Uhr
Geschrieben von SaniToeter
Das Auto ist gepackt, der Fahrer ist reichlich müde, aber trotzdem geht es los um doch noch einen Platz auf dem begehrten (weil nahe liegenden) VUP (very unimportant person)-Zeltplatz zu erlangen. Warum VUP erklären wir später.
Trotz der frühen Uhrzeit sind alle hoch motiviert, auf der Rückbank wird gegen 2:30 das erste Bier geköpft und es geht gut voran.
Mittwoch, 31.07.2013, 08:30 Uhr
Geschrieben von SaniToeter
Mittlerweile sind wir auf dem Platz angekommen. Alles lief soweit klasse, sogar unser nicht-VUP-Mitfahrer durfte mit aufs Gelände, ganz nett und unkompliziert. Hier ist Wildcampen angesagt, außer uns sind noch ca 150 andere nette Menschen da, also kann man sich auf dem riesigen Areal austoben. Die Traffic-Control ist zwar anwesend, ignoriert aber Parkvorgaben geflissentlich und man darf einfach bauen und stellen wie man das von seinem lokalen Zelt-Event kennt.
Ich glaube, ich muss jetzt erstmal beim Aufbau helfen. Das Wetter ist interessanterweise durchwachsen, mal Sonne, mal bewölkt, von aus der Nähe anreisenden wird uns gesagt, dass es die ganze Nacht durchgeregnet hat. So sieht der Platz an einigen Stellen auch aus.
Mittwoch, 31.07.2013, 15:45 Uhr
Geschrieben von SaniToeter
Die erste Band liegt hinter uns, das erste Dosenfutter auch. Wir haben uns geschlossen Coppelius angeschaut, die Fotos findet ihr auch in unserer Wacken 2013-Galerie.
Wer Coppelius kennt weiß, dass die Jungs immer für einen Haufen Spaß stehen, als ich sie das letzte Mal sah sind sie nicht einmal aus Ihrer Rolle des "wir machen das schon seit 250 Jahren" ausgebrochen. Dieses Mal gab es eine lockere Festival-Show inklusive Anreichung von Bier in Sektgläsern. Die Menge hat gut mitgefeiert, was auch am Mangel an Alternative liegen dürfte.
Der heutige Tag geht noch mit Feuerschwanz und Russkaja für uns weiter... stay tuned for updates. ;-)
Mittwoch, 31.07.2013, 21:00 Uhr
geschrieben von SaniToeter
Es ist dunkel, es ist kalt, also muss der Grill her. So zumindest mein Gedanke, als ich mich gerade aus dem Zelt erhoben habe. Tatsächlich gestaltet sich das mit dem Grillen dank komischem Sicherheitsanzünder in Flüssigform doch etwas schwieriger als gewohnt - nach dem Einsatz von dem guten alten Festanzünder geht es dann doch noch los.
Ich habe aufgrund der durchfahrenden Nacht geschafft, Feuerschwanz komplett und Russkaja halb zu verpennen. Von beiden Events hat ThiefMaster allerdings Fotos geschossen, diese gibt's später in der Galerie. Russkaja haben wie immer eine fulminante Show abgeliefert, die Menge hat das Angebot auch dankbar angenommen, es gab die ersten Moshpits, Crowdsurfer und das erste Circlepit (wie üblich beim Psychotraktor).
Da ich jetzt erstmal den Grill betreuen darf schonmal der Ausblick auf morgen: Rabenschrey, Haggard, Deep Purple und Rammstein dürften es für mich werden. Mal schauen, ob ich es diesmal auch ohne Mittagschlaf schaffe. ;-)
Donnerstag, 01.08.2013, 10:15 Uhr
geschrieben von SaniToeter
Es hat geregnet, aber alles steht noch und die Zelte sind von innen trocken. Immerhin etwas. Naturgemäß ist an ausschlafen nicht zu denken, da die Temperatur im Zelt doch eher unangenehm wird, aber es geht länger als sonst üblich. Jetzt erstmal ein Bier, ein Kaffee und danach Frühstück und dann geht es auch schon los!
Lisa möchte Grüße an Mutti ausgerichtet haben mit den Worten: "Liebe Mutti, es ist dreiviertel Elf, das erste Bier ist geöffnet und das sogar nach dem Zähneputzen, bitte sei stolz auf mich." Na dann Mutti, sei stolz.
Freitag, 02.08.2013, 10:00 Uhr
geschrieben von SaniToeter
Wir sind gestern naturgemäß nicht mehr dazu gekommen hier zu berichten, daher holen wir das an dieser Stelle mal nach.
Rabenschrey haben eine Show geliefert, die meiner Meinung nach genau das war, wofür man die Wackinger-Bühne erfunden hat. Die passen zum Publikum und Band und haben solide gespielt. Hübsch. Fotos gibt's auch hier in der Galerie.
Haggard haben leider im Zelt (Bullhead City Circus genannt) gespielt, das zwar wesentlich größer geworden ist im Vergleich zum letzten Jahr, aber trotzdem war das eine Fehlplatzierung. Sie haben schonmal in Wacken gespielt, da aber auf einer der großen Bühnen, warum man eine Band mit Orchester auf eine kleine 3-Mann-Bühne zwängt erschließt sich mir nicht ganz. Die Hitze im Zelt war auch kaum aushaltbar, aber dafür war das Konzert super.
Nach einer schnellen Essenspause ging's dann zu Deep Purple und Rammstein.
Erstere haben ein paar echte Klassiker gespielt, auch wenn man wie üblich peinlich berührt war, dass die meisten Metalheads nur "Smoke on the water" mitsingen konnten. Die alten Herren haben den jungen Hüpfern nochmal gezeigt, wo der Rock-Hammer hängt. Wenig Moderation, viele Lieder, dabei keine Verschnaufpause für die Gruppe. So muss das.
Kommen wir dann zum Highlight des diesjährigen WOA... Rammstein, von Holger Hübner als "lange geplant" angekündigt, lieferten die Deutschmetaller um Till Lindemann eine Show, die ihresgleichen sucht. Die eindreiviertel Stunden gingen viel zu schnell um, dafür gab es einige besondere Kracher. Im Zugabenblock wurde die Menge zuerst mit einer akustischen Klavierversion von "Mein Herz brennt" überrascht, die für Rammstein-Verhältnisse sehr sanft und ergreifend war. Dann jedoch: Sonne. Wir erinnern uns, ein bekannter deutscher Schlagerstar hatte diesen Song gecovert und alle am W:O:A Beteiligten hatten sich Mühe gegeben, vorher das Gerücht zu streuen, dass besagter Schlagerstar von Rammstein nach Wacken eingeladen worden wäre - undenkbar für jeden, der schonmal Rammstein-Shows gesehen hat. Diese Band duldet keine Fremden auf der Bühne. Und doch, nach der ersten Strophe kündigt Till Lindemann (der übrigens sehr redselig war, dreimal hat er ganze Sätze mit dem Publikum geredet) Heino an, der dann auf die Bühne kommt um (von Christoph Schneider angezählt) den Refrain ein paar Mal mitzusingen. Man hat ihm die Unsicherheit, vor so einer Menschenmasse zu stehen und sich dann auch noch mitten in einer Feuerschlacht wiederzufinden deutlich angemerkt.
Definitiv einer der Top-Acts dieses Jahr.
Wir melden uns später mit Fotos und weiteren Berichten wieder zurück, heute ist dicht gedrängtes Programm angesagt und ich muss vor Neaera noch dringend frühstücken. ;-)
Freitag, 02.08.2013, 10:30 Uhr
geschrieben von ThiefMaster
Die gestrigen Top-Acts hat SaniToeter ja schon erwähnt - dementsprechen berichte ich mal von einem eher kleineren Act, der aber definitiv unterhaltsam war und für mich deswegen ein Grund war, bei Deep Purple vorzeitig in Richtung Bullhead City Circus zu gehen. Die Rede ist von den Kassierern. Die Punk-Band nimmt kein Blatt vor den Mund wenn es darum geht, dass Arbeit Scheiße ist und Frontmann Wölfi Wendland, seines Zeichens Kanzlerkandidat der Pogo-Partei, hat wie erwartet mehrfach seinen prachtvollen Hodensack und sein "größtes Geschlechtsteil der Welt" präsentiert. Um eure geistigen Gesundheit nicht zu gefährden, gibt es keine Fotos davon.
Anders als 2011 gab es dieses Jahr zum Glück keine nackten Crowdsurfer. Aber das heißt nicht, dass auf dem Weg zum Zeltausgang nicht der ein oder andere unbekleidete Penis im Publikum zu sehen war.... nun ja, die weiblichen Fans haben sich evtl. über den Anblick gefreut.
Freitag, 02.08.2013, 21:10 Uhr
geschrieben von SaniToeter
So, der Tag ist (fast) rum und es ist ein wenig Zeit für einen kleinen Überblick. Im Hintergrund beschallen uns gerade Motorhead die wir wegen der allgemeinen Bekanntheit (jeder hier hat sie schon mindestens zwei Mal gesehen) einfach mal auslassen.
Der Tag fing an mit Neaera, die eine kräftige Show hingelegt haben. Erstaunlicherweise waren trotz sich ankündigender Sommerhitze von >30°C eine Menge Leute auf dem Infield und vor der Bühne - man kann das dann wohl morgendlichen Übermut nennen.
Danach ging es in den Bullhead City Circus für ein paar letzte Minuten von Stahlmann, leider waren wir etwas spät dran und haben nur die letzten zwei Lieder mitbekommen. Nichtsdestotrotz hat das gereicht um einen guten Eindruck von der Stimmung im Zelt zu bekommen, die mal wieder kochend war. Das mag allerdings auch an den Temperaturen (Zeltplane ohne Wind) liegen.
Wir haben auch bei Eisbrecher reingesehen, die Fotos davon liefert euch wie immer unser ThiefMaster.
Nach einer kurzen Bier-, äh, Mittagspause ging es dann weiter. Auf dem Plan standen Agnostic Front und Soilwork, die parallel spielten. Also hieß es: Aufteilen und abwechseln. Das klappte auch ganz gut. Soilwork sind auf der Partystage allerdings leicht von der Beschallung der New Yorker Nachbarn abgeknallt worden - naja, so hatte man wenigstens auch vor der Partystage was von dem Agnostic Front-Konzert. Mittlerweile war dank knallender Hitze das Infield fast komplett leer, so dass man auch bei eigentlichen Krachern wie Agnostic Front relativ weit vorne mitwippen konnte (mehr ging nicht, wegen den Temperaturen).
Nach einer weiteren Verschnaufpause folgte dann das bisherige Highlight des Tages - Sabaton. Mittlerweile auf der großen Bühne angekommen (2010 durften sie noch auf der Partystage rocken) haben die Jungs aus Schweden ihrem Ruf alle Ehre gemacht und für eine Stunde die Bühne ordentlich bespielt. Leider waren aufgrund der knappen Zeit einige Klassiker nicht dabei, was die Auswahl für eingefleischte Sabaton-Fans enttäuschend wirken lässt, aber dafür kann man dann ja auf Solo-Konzerte gehen. Die Moderation war wie immer klasse (Stichwort: "Noch ein Bier" zwischen den Liedern), die Musik gut abgemischt und der Pöbel konnte gut tanzen.
Ich persönlich freue mich heute Abend noch auf die Alben-Release-Show von ASP, welche um 00:15 startet. Jetzt aber erstmal mehr Bier, äh, Abendessen.
Es grünt so grün in Wacken, dass das viele vertrocknete Stroh auf dem Boden schon fast nicht mehr auffällt.
Ach, da fällt mir ein, wir müssen ja noch auflösen, wieso das hier ein VUP-Zeltplatz ist. Naja, vielleicht morgen. Oder Sonntag. Solange müsst ihr jetzt halt noch durchhalten.
Samstag, 03.08.2013, 09:30 Uhr
geschrieben von ThiefMaster
Traumwetter für den letzten Tag des Festivals. Angenehm frischer Wind, viele Wolken und damit es nicht zu kühl wird schaut die Sonne ab und zu hervor. Das darf sehr gerne den Rest des Tages so bleiben!
Aber da morgens um diese Uhrzeit noch nicht viel los ist kommen wir zum gestrigen Highlight. Für mich war das ganz klar meine Lieblingsband Powerwolf, die vor gerade mal zwei Wochen ein neues Album released hat. Neben Klassikern wie dem schon seit Längerem üblichen Konzert-Opener Sanctified with Dynamite und dem Loblied auf das wichtigste Körperteil des Mannes (die Rede ist natürlich von Resurrection by Erection), waren natürlich diverse neue Songs zu hören. Unter anderem waren einige der ohrwurmträchtigsten Stücke dabei: Amen & Attack, Kreuzfeuer und Coleus Sanctus. Aber das war auch zu erwarten, denn diese Songs nicht zu spielen, hätte schon fast an Ketzerei gegrenzt!
Wie bei so ziemlich jedem Powerwolf-Konzert sah man auch direkt, dass die Band ihren Spaß hatte. Attila schwang zu Beginn sein Weihrauchgefäß (gut, dass Wacken ein Open Air Festival ist ;)) und auch sonst war viel auf der Bühne los. Fotos vom Konzert und auch vom Fanclub Cultus Luporum, der erwartungsgemäß in voller Montur (weiß geschminkt, Priester- bzw. Nonnenkostüme, und auch der legendäre Plüschwolf war dabei) in der erste Reihe stand, sind natürlich in unserer Galerie zu sehen.
Samstag, 03.08.2013, 17:30 Uhr
geschrieben von SaniToeter
Traumwetter, am Arsch. Die Sonne scheint uns zwar aus selbigem, das dürfte aber eher am Auftritt der Apokalyptischen Reiter vorhin liegen. Doch alles der Reihe nach.
Zuerst noch ein Nachtrag von gestern:
Motorhead mussten ihre Show nach 30 Minuten abbrechen, da Sänger Lemmy Kilmister, der schon vor dem WOA mit Herzproblemen zu kämpfen hatte offensichtlich nicht mehr konnte. Ich habe Motorhead vor 2 Jahren hier schon live gesehen, da lieferten sie eine geballte und energiegeladene Show. Diesmal merkte man Lemmy sichtlich an, dass er fertig war. Die direkte Sonneneinstrahlung und Temperaturen um die 35°C taten dann ihr übriges.
ASP lieferte eine für ihn gewohnt gute Show, auch wenn meiner Meinung nach die Stimmung von ASP-Konzerten nicht auf ein volles Infield vor 80000 Leute übertragen werden kann. Trotzdem ging die Menge bei einigen Songs wie Denn ich bin dein Meister und dem neu gecoverten I Don't wanna be me (im Original von Type O Negative) sehr gut mit und es kam einige Male Gänsehautfeeling auf.
Der Samstag begann um 12 Uhr mit einem rasanten Auftritt von Callejon. Die Menschen, die nach eigener Meinung "Zombie-Metal" betreiben, hatten knallende Doppelbässe noch und nöcher im Angebot, damit auch der letzte schlafende Metalhead aus seinem Zelt auf das noch trockene Infield getrieben wird. Letztlich kannten die meisten Leute um die Zeit dann doch lediglich das He-Man-Cover und "Schrei nach Liebe", aber mehr kann man um die Uhrzeit nun wirklich nicht erwarten.
Im Anschluss an Callejon gaben sich Fear Factory die Ehre, hier wurde einem treibender Sound geboten, die Hardcorefans konnten sich heute definitiv nicht beschweren.
Eine kurze Pause später ging es dann zum bisherigen Highlight des Tages: Die Apokalyptischen Reiter waren zu Gast in Wacken. Meiner Meinung nach war das Konzert immer noch zu früh gesetzt, aber was soll's. Die Stimmung auf dem Infield kochte spätestens bei "Es wird schlimmer" über, und als dann noch Die Sonne scheint uns aus dem Arsch intoniert wurde, ging wirklich jeder mit nach vorne und machte Stimmung.
Anschließend haben wir noch einen (kurzen) Abstecher zu Sonata Arctica gemacht, da das Feld vor der Partystage aber sehr voll war und weiter hinten der Sound von der Hauptbühne überlagert wurde sind wir hier auch schnell wieder gegangen. ThiefMaster hat das ganze Konzert gesehen und auch Fotos gemacht, Bericht kommt hier also von ihm.
Ich persönlich hätte gerne einen kleinen Teil von NullDB gesehen, die spielten jedoch gleichzeitig mit den Reitern, so dass das leider entfallen musste.
Anthrax rocken seit geraumer Zeit die Bude, zu hören gab es unter anderem (und deshalb besonders erwähnenswert, weil es mal eben kurz die Anzahl der anwesenden Metalheads verdoppelte) ein Cover von AC/DCs TNT.
Ich melde mich an dieser Stelle mal vom Acker ab, heute nach Rage geht es nach Hause, vorher darf dann noch Alice Cooper meinen Abend erleuchten. Wir lesen uns innerhalb der nächsten Tage mit einem ausführlichen Nachbericht.
Es grüßt aus Wacken,
euer Sani.